Chinesisches U-Boot im Gelben Meer abgesoffen

■ Schicksal der Besatzung unklar/ Gesunkenes Sowjet-U-Boot vor Norwegens Küste leckt Radioaktivität

Berlin (taz) — Ein dieselbetriebenes chinesisches U-Boot soll im Gelben Meer vermißt sein. 'ap‘ meldete unter Berufung auf den taiwanesischen Geheimdienst, daß kurz nach dem Auslaufen die Fernmeldegeräte an Bord des Kriegsschiffs der „Romeo“-Klasse versagt hätten. Daraufhin habe China Marineflieger, Schiffe und U- Boote auf die Suche geschickt. Nicht bekannt ist, wie viele Seeleute an Bord des mit konventionellen Torpedos bewaffneten Bootes sind.

Das zur Nordchinesischen Flotte gehörende Boot sei vor zwei Wochen aus dem Stützpunkt Qingdao ausgelaufen, hieß es. U-Boote der „Romeo“-Klasse waren in den sechziger Jahren ein Exportschlager der sowjetischen Rüstungsindustrie. Fregattenkapitän Wolfgang Anders vom Hamburger Institut für Friedensforschung erklärte, daß auch Syrien, Ägypten und Libyen sowie Nordkorea solche relativ kleinen U-Boote geliefert wurden. Erst später habe China seine eigene Version gebaut. China soll etwa 115 U- Boote besitzen, 90 davon vom Typ „Romeo“ sowie zwei oder drei Atom-U-Boote mit strategischen Atomwaffen.

Erst vor einer Woche hatte Greenpeace gewarnt, daß ein vor der norwegischen Küste untergegangenen sowjetische Atom-U-Boot „Komsomolets“ den Ozean radioaktiv verseucht. Bei dem durch einen Brand ausgelösten Unglück waren im April 1989 über 40 sowjetische Seeleute ums Leben gekommen. Das in rund 1.500 Meter Tiefe abgesunkene U-Boot hat nach dem Greenpeace- Report ein Loch im Reaktortank und ein Brennstoffleck. Auch die norwegischen Behörden hatten den Austritt von Radioaktivität bestätigt. Die Strömung in der Nähe des abgesoffenen Kriegsschiffs könnte radioaktive Partikel schnell in wichtige Fischfanggebiete vor Island, Grönland oder Norwegen transportieren. Nach sowjetischen Angaben ist der Reaktor des U-Bootes mit zwei Kilo Plutonium beladen. Hinzu kommen zwei Atom-Torpedos mit je rund 10 kg Plutonium. Die sowjetische Regierung hatte zwar nach dem Verlust des U-Bootes mehrfach bemannte Kleinst-U-Boote zur Untersuchung des Wracks geschickt. Eine Bergung des U-Bootes ist nach Greenpeace-Angaben aber schwierig. Die Atomsprengköpfe könnten durch den Unfall und das Absinken unstabil geworden sein. Die Bergung eines Atomreaktors müßte per Fernsteuerung erfolgen. Für eine solche Aktion in über 1.500 Meter Tiefe gibt es bislang keine Erfahrungen. Hermann-Josef Tenhagen