Schluchzer juchzen

■ “Brave Old World“ im Schlachthof: allerfeinste Klezmer-Musik

Der Auftritt des US-Quartetts Brave Old World in der 20. Roots Night zeigte sehr beeindruckend, wie lebendig die Tradition jüdischer Klezmer-Musik ist. Im Gegensatz zu den Klezmatics, die

Ausgelassen melancholisch

vor gut einem Jahr mit ihrer Mischung aus überlieferter Klezmer-Musik und Rock-/Jazzelementen im Schlachthof begeisterten, spielen „Brave Old World“ traditioneller auf. Das spiegelt sich in Instrumentierung und Arrangements wider.

Baß, Fiddle und Akkordeon schufen das rhythmische Fundament, über dem sich die typische Klarinette und der jiddische Gesang erhoben. Michael Alpert (voc, fiddle), langjähriger Sänger von Kapelye, einer der bekanntesten Klezmergruppen in den USA, Alan Bern (acc, p), Stuart Brotman (b, Tsimbl) und Joel Rubin (cl) stellten überlieferte Melodien in den Mittelpunkt, denen ihre rumänische, bulgarische, russische oder ukrainische Herkunft anzuhören war.

Auch die Eigenkompositionen von Alpert und Bern standen ganz in dieser Tradition. Herzergreifende Balladen und ausgelassene Tänze verbanden sich zu einem Kaleidoskop musikalischer Stimmungen. Dabei überzeugten die vier Musiker nicht nur mit ganz authentischer Ausstrahlung, sondern auch durch ihr musikalisches Können. Stuart Brotman sandte von seinem gestrichenen Bass singende, warme Töne aus. Seine Tsimbl, eine Art Hackbrett, erinnerte im Klang entfernt an eine griechische Bouzouki.

Joel Rubin ließ seine Klarinette in typischer Klezmer-Manier jauchzen, schluchzen und lachen. Alan Bern, der die meisten Stücke arrangiert hatte, begeisterte vor allem durch ein virtuoses Solo auf dem Akkordeon, das die Möglichkeiten des Instruments ausreizte. Und Michael Alperts Gesang hatte dieses gewisse Zweideutige eingefangen, das jede Ausgelassenheit so melancholisch macht. Montezuma Schmidt