An der Humboldt-Uni gärt es

■ Der Vorsitzende des Ehrenausschusses gibt auf/ Vorwurf: Erneuerung wurde verhindert/ Rektor Fink reicht Klagen gegen seine Entlassung ein

Mitte. An der Humboldt-Universität in Ost-Berlin nehmen die internen Auseinandersetzungen zu. Gestern legte der Vorsitzende des Ehrenausschusses, Bert Flemming, sein Amt nieder. Er begründete seinen Schritt mit dem Unvermögen der Universitätsleitung und des Akademischen Senats (AS), existentielle Probleme der Hochschule zu beraten und daraus die nötigen Konsequenzen zu ziehen. Wie Flemming erklärte, hätten sich nach den jüngsten Beschlüssen von Konzil und AS, Rektor Heinrich Fink weiter im Amt zu behalten, die Grundlagen für die Erneuerung der Universität geändert. Alle wegen Stasi-Mitarbeit Gekündigten müßten nun ihrerseits das Recht erhalten, bis zu einer gerichtlichen Klärung wieder in ihre Ämter an der Humboldt- Universität zurückzukehren. Die Verfahrensweise des Ehrenausschusses habe im Lichte der jüngsten Entscheidungen von Konzil und AS »zum Nachteil der Betroffenen geführt«. Der Ehrenausschuß war ursprünglich gegründet worden, um die Erneuerung an der Hochschule voranzutreiben. Er soll unter anderem auch die Verstrickungen der Humboldt-Mitarbeiter mit der Stasi untersuchen.

Der AS hatte erst am Dienstag mit großer Mehrheit beschlossen, Klage vor dem Verwaltungsgericht einzureichen. Damit soll festgestellt werden, ob Fink mit der fristlosen Kündigung durch Wissenschaftssenator Manfred Erhardt (CDU) auch sein Amt als Rektor der Humboldt-Universität verliert. Eine ähnlich geartete Klage hatten zuvor schon die Anwälte von Fink mit einer einstweiligen Anordnung beim Verwaltungsgericht eingelegt. Zugleich legten sie gegen die fristlose Kündigung vor dem Arbeitsgericht Klage ein.

Am Freitag will der AS in nichtöffentlicher Sitzung über den Fall Fink weiter beraten. Inzwischen ist an Finks Entscheidung, trotz der ausgesprochenen Kündigung weiterhin im Amt zu bleiben, innerhalb der Professorenschaft Kritik laut geworden. Der Dekan der theologischen Fakultät, Wolfgang Krötke, forderte Fink auf, bis zur Klärung der Stasi-Vorwürfe die Amtsgeschäfte des Rektors nicht wahrzunehmen. sev