Bonn in Geiselfrage optimistisch

Bonn/Beirut (dpa) — Die Hoffnung auf eine baldige Befreiung der im Libanon entführten Deutschen Thomas Kemptner und Heinrich Strübig aus zweieinhalbjähriger Geiselhaft haben am Donnerstag Auftrieb erhalten. Das Auswärtige Amt sah nach einem Treffen von Außenminister Hans-Dietrich Genscher mit UN- Unterhändler Giandomenico Picco in Bonn „Anlaß zur Zuversicht auf eine baldige Lösung“. Libanons Innenminister Sami el-Chatib sagte in Beirut, diese Angelegenheit werde „sehr, sehr bald“ vorüber sein.

Das Auswärtige Amt bekräftigte nach dem Gespräch Genschers mit Picco gleichzeitig, ein Austausch der beiden Deutschen gegen die in der Bundesrepublik einsitzenden libanesischen Brüder Abbas und Mohammed Ali Hamadi komme nicht in Frage. Abbas wurde zu dreizehn Jahren, Mohammed Ali Hamadi zu einer lebenslänglichen Strafe verurteilt. Ein Sprecher des Präsidialamtes bestätigte, ein Gnadengesuch von Abbas Hamadi an Bundespräsident Richard von Weizsäcker sei vom Justizministerium geprüft und nicht befürwortet worden.

Demgegenüber hat der Iran den Entführern der Deutschen zugesichert, daß Bonn „nach ihrer Freilassung eine positive Geste“ machen werde. Wie das iranische Fernsehen meldete, teilte der Erste Vizeaußenminister Ali Mohammed Bescharati dies am Mittwoch Genscher telefonisch mit. Aussagen über Art und Zeitpunkt der „positiven Geste“ wurden nicht gemacht.

Nach Angaben des Auswärtigen Amtes stimmten Genscher und Picco überein, daß das Geiselproblem als ungelöst betrachtet werde, bis nicht auch die Deutschen frei sind. Picco werde seine Bemühungen fortsetzen. Auch UN-Generalsekretär Perez de Cuellar will sich nach der Freilassung von Terry Anderson, der letzten US-Geisel, weiter um die deutschen Geiseln, die von Israel festgehaltenen arabischen Gefangenen und das Schicksal der im Libanon vermißten Soldaten kümmern. Perez erklärte sich bereit, seine Bemühungen auch über den Ablauf seines Mandats als UN-Generalsekretär hinaus fortzusetzen.