Ein ziemlich „sensibles Objekt“

■ Im 600-Seelen-Ort Porschendorf ist Streit um ein zentrales Flüchtlingsheim entbrannt

Dresden (taz) — Eine BürgerInneninitiative in Porschendorf, Landkreis Sebnitz, will die Einrichtung eines Durchgangsheimes für Flüchtlinge in ihrem Ort verhindern. In der Gemeinde am Rande der Sächsischen Schweiz mit ihren sechshundert EinwohnerInnen sollen nach den Vorstellungen des Dresdner Regierungspräsidiums in Kürze bis zu dreihundert Flüchtlinge leben, bevor sie zur zentralen Landesaufnahmestelle nach Chemnitz reisen. Einem Bericht der 'Sächsischen Zeitung‘ zufolge ist bereits am Dienstag eine ehemalige Arbeiterunterkunft zur Nutzung übergeben worden. Regierungsvizepräsidentin Wiemer wolle in Porschendorf ein „Vorzeigeobjekt“ schaffen. In dem Heim sollen Flüchtlinge jeweils etwa zehn Tage bleiben. Somit könnten jährlich etwa 10.000 Flüchtlinge in Porschendorf unterkommen.

Die dörfliche BürgerInneninitiative wehrt sich nun gegen die „erpresserische Art und Weise“, mit der die Gemeinde vor vollendete Tatsachen gestellt wurde. Allerdings weist die Initiative den Vorwurf, ausländerfeindlich zu sein, zurück. Die Gemeinde habe jahrelang mit hundert ausländischen Arbeitern zusammengelebt und einstimmig ihre Bereitschaft erklärt, bis zu drei Flüchtlingsfamilien bei sich aufzunehmen. Doch es sei unverständlich, erklärte Hans Schlechter (SPD), daß alle für den Landkreis vorgesehenen Flüchtlinge in diese kleine, grenznahe Gemeinde gebracht werden. Sie könnte so zum Ziel illegaler Einwanderer und rechtsradikaler Angriffe werden.

Die zuständige Pirnaer Polizei hat das Heim schon jetzt als „sensibles Objekt“ eingestuft. Die christdemokratische Bürgermeisterin Schaller warb in einem Brief um Verständnis für Flüchtlinge und räumte ebenfalls „Unsicherheiten und Gefahren für unseren Ort“ ein.

Nach den sächsischen Verwaltungsvorschriften brauchte die Gemeinde nicht um Zustimmung für das Heim gebeten zu werden. dek