Vatis beste Kumpels

■ Was Opfer verkraften können: Der Kinderschutzbund und seine Schutzbefohlenen

Ist zum Beispiel diese Marion, deren erster Mann, wie wir lesen, Vati war, nicht geradezu ein Prachtstück von einer Lolita? Die Hunderttausende von ersten Männern ihrer Töchter müßten rein gar nichts dabei finden, so ein Bild den Kumpels in der Kneipe zu zeigen. Zumal unter dem Foto steht, als wär's wahrhaftig aus'm Katalog: Marion hat für ihre elf Jahre eine Menge Erfahrung. Eine Menge! Erfahrung! Da kommen aber die Kumpel ins Schmatzen. Die Frage ist jetzt freilich nur noch, welcher von ihnen unserm Vati als erster hundert Mark bietet.

Ist zu ermessen, welch grausiger Hohn da über den Opfern noch ausgekübelt wird? Allein schon die Semantik der beiden kurzen Sätze ist eine schmierige Defloristen-Semantik: Als wäre sonst nichts gewesen. Und vom Standpunkt einer Vergewaltigten aus enthalten sie soviele Lügen, wie überhaupt nur hineingehen: Vati war am allerwenigsten Vati und war auch nicht, wie schamlos behauptet wird, ihr, und war schon gar nicht ihr erster Mann, sondern ein erstes Monstrum, von dessen Taten sie erst dann nicht mehr alpträumen wird, wenn ihr solche Anzeigen erspart bleiben.

Es kommt aber noch schlimmer. Ein anderes Foto zeigt mit Teddy eine kleine Sabine, die, wenn es nach dem Kinderschutzbund geht, sich noch ewig weiterquälen wird mit dem Glauben, was ihr weh getan hat, sei Vatis Liebe gewesen. Wer's nicht glaubt, erfährt weiter unten im Text, warum Sabine sich überhaupt so anstellt: Sie wird von ihm geliebt. Aber mehr, als sie verkraften kann. Alles nämlich eine Frage des Verkraftens! Die einen verkraften es, wenn Papi, der Vergewaltiger, wieder kommt, die andern, ja nun, verkraften so viel Liebe nicht.

Die allergrößte, geradezu unermeßliche Liebe, welche die kleine Sabine nach der Logik des Kinderschutzbundes nicht mehr verkraftet, wäre, wenn Vati sie gleich umbrächte. Aber dazu hat er, obwohl die Liebegewaltundtod-Connection auch ihm so gruselig behagt, selten Lust. schak