Altstadt von Dubrovnik verwüstet

■ Mindestens 19 Tote nach massivem Bombardement des historischen Kerns der Stadt/Armee entschuldigt sich für den Angriff/Bessere Besoldung soll Desertionen von Reservisten verhindern

Belgrad (dpa/afp/ap) — Die Bilder des kroatischen Fernsehens haben das ganze Ausmaß der Verwüstungen in der historischen Altstadt von Dubrovnik durch die letzten Angriffe der Serben und der jugoslawischen Armee frei Haus geliefert: Im alten Hafen brennende Passagierschiffe, Einschußstellen in den meterstarken Stadtmauern, dicke schwarze Rauchsäulen überall. An der zentralen Straße, auf der sonst zu jeder Jahreszeit die in- und ausländischen Urlauber flanierten, stehen von einigen Häusern nur noch die Fassaden. In den Seitengassen überall heruntergefallene Balken, Mauerreste, zerborstene Fenster. Selbst der Onofrio-Brunnen aus dem Jahre 1438 am Ende der „Stradun“ genannten Hauptstraße hat ein dickes Loch in seinem Steindach abbekommen. Das internationale Forschungszentrum in einem altehrwürdigen Palazzo ist völlig zerstört. An einer Straßenecke liegt ein Toter. Einer von mindestens 19 Menschen, die am Freitag in Dubrovnik getötet wurden.

Bilder von anderen beschädigten Prachtbauten zeigte das Fernsehen nicht. Doch sollen nach kroatischen Darstellungen auch die spätgotische Franziskanerkirche, das aus dem 14. Jahrhundert stammende Dominikanerkloster und selbst der 1451 errichtete Dogenpalast als wichtigstes Gebäude der Stadt schwer in Mitleidenschaft gezogen worden sein.

Das bosnische Fernsehen berichtete, auch das uralte Stadtarchiv sei ein Raub der Flammen geworden. Sollte sich diese Nachricht bewahrheiten, wäre das ein unersetzlicher Verlust. Daneben sollen auch die orthodoxe Kirche und die Moschee beschädigt sein. Allein in der nördlichen Altstadt seien 162 Geschosse eingeschlagen, berichteten kroatische Zeitungen am Sonntag unter Berufung auf die in der Stadt weilenden UNESCO-Experten. Die UNESCO hatte am Freitag in Paris erklärt, 30 Prozent der historischen Gebäude Dubrovniks seien durch das Bombardement der Bundesarmee zerstört oder schwer beschädigt worden, zehn Prozent der historischen Bausubstanz stünden in Flammen.

Die jugoslawische Bundesarmee hat sich unterdessen bei der Beobachterkommission der EG in Zagreb für die Beschießung von Dubrovnik am Freitag entschuldigt. Der stellvertretende EG-Sprecher Ed Koestal sagte am Samstag, in einem formellen Schreiben an die Beobachter sei eine Untersuchung der Ereignisse vom Vortag und die Bestrafung der Verantwortlichen zugesagt worden.

Für Dubrovnik wurde am Samstag eine Waffenruhe vereinbart. Wie Koestal mitteilte, sieht diese Abmachung der kriegführenden Parteien auch vor, daß die Bundestruppen die Seeblockade der Stadt aufheben und daß die Strom- und Wasserversorgung wiederhergestellt wird. Koestal sagte am Sonntag, die Waffenruhe scheine zu halten. Am Morgen konnte der Hafen allerdings noch nicht wieder angelaufen werden.

Vor der adriatischen Küste ist ein Frachter, der sich mit Soldaten der Bundesarmee, deren Angehörigen und mit zehn mit Munition beladenen Armeelastwagen auf der Fahrt vom kroatischen Pula nach Bar in Montenegro befand, explodiert und gesunken. Alle 71 Passagiere und 26 Besatzungsmitglieder konnten vor der Explosion von einem italienischen Schiff geborgen werden.

Alle serbische Reservisten, die an der Front kämpfen, erhalten einen doppelten Durchschnittslohn. Zudem erhalten sie an ihren früheren Arbeitsplätzen weiterhin ihre Gehälter. Die mobilisierten Soldaten bekommen außerdem Preisnachlässe für Stromrechnungen und Kommunalabgaben. Private Geschäftsleute sind während der Mobilisierung von allen Steuern befreit. Mit diesen Maßnahmen hofft die jugoslawische Armeeführung, die unerwartet hohe Zahl von Kriegsdienstverweigern und Deserteuren zu mindern.