„Das haben wir so nicht gewollt“

■ Aus dem Umfeld der Grünen hagelt es Proteste gegen die Aufgabe der Ampel

Bremen ist nicht mehr, wie es war. Nach der Entscheidung der grünen Landesmitgliederversammlung vom letzten Sonnabend, die Ampel-Koalition zu kippen, ist das Umfeld der Grünen, sind Wählerbasis und Mitgliederbasis in helle Aufregung versetzt.

Selbst die, die noch am Samstag gegen die Ampel gestimmt haben, wollen es plötzlich alle nicht so gemeint haben. In der Geschäftsstelle der Grünen stand das Telefon nicht still. „Wir müssen das Ergebnis korrigieren“, so die Einschätzung vieler.

In der Fraktion der Grünen führte dieser Stimmungswandel der Basis zu einer fast einstimmigen Beschlußlage. „Wir wollen die Ampel und zwar am Mittwoch“, faßte Ralf Fücks die Stimmungslage zusammen (vgl. S.4). Wenn die grüne Mitgliederversammlung heute abend um 20.00 Uhr im Konsul-Hackfeld-Haus die „Politikfähigkeit“ wieder herstellt, könnte der Koalitionsvertrag am Mittwoch morgen unterschrieben werden.

Nur der Abgeordnete Walter Ruffler blieb gestern bei seinem Nein. Karoline Linnert, die am Samstag gegen die Ampel geredet hatte, stimmte nun der Ampel wieder zu.

„Wenn die Ampel jetzt kommt, ist die Unterstützung größer, als wenn es die Abstimmungsniederlage nicht gegeben hätte“, faßte Fraktionssprecher Martin Thomas am Nachmittag die Situation zusammen.

Und in der Tat hatten sich viele Initiativen aus allen Bereichen während der wochenlangen Verhandlungen in skeptischer Zurückhaltung geübt. Jetzt, wo die Alternative große Koalition immer deutlicher wird, ist die Rückendeckung für die grünen Ampelverhandler plötzlich da. Eine Rückendeckung, die Martin Thomas etwas optimistisch stimmt: „Erst jetzt gibt es die Grundlage für solidarische Kritik in den kommenden schweren Jahren.“

Wir dokumentieren auf dieser Seite einen Ausschnitt aus dem Spektrum der Reaktionen, die der taz gestern zugegangen sind und stellen sie den Argumenten der Ampel-Gegener gegenüber. hbk