Golfkriegstribunal

■ betr.: "Die Friedensbewegung klagt an", taz vom 27.11.91

betr.: „Die Friedensbewegung klagt an“ von Andrea Seibel,

taz vom 27.11.91

Sie schreiben: „...nach diversen Studien der Kriegs(folge)schäden und des Verhaltens der Alliierten, das auch viele Kriegsbefürworter mittlerweile skeptisch stimmt...“ sei es bedenklich, pauschal zu behaupten, es gäbe kein öffentliches Bewußtsein für „...das Verbrechen dieses Krieges und seine Kriegsverbrechen“. [...] Nach meiner Auffassung ist das „öffentliche Bewußtsein“ in erster Linie durch in unzähliger Wiederholung dargebotene Informationen geprägt — ein Prinzip, dessen sich die Werbung mit stetem Erfolg bedient. Nach diesem Prinzip erscheint in den Medien der amerikanische Militäreinsatz im Golfkrieg in erdrückender Weise gerechtfertigt — die taz macht da leider keine Ausnahme.

Wenn sich demgegenüber — irgendwo auf verlorenem Posten — Gegner eines solchen Militäreinsatzes zu Wort melden, ist aus meiner Sicht der flugs erhobene Vorwurf der Einseitigkeit bedenklich. [...]

Und die Bildunterschrift — Zufall oder Absicht? Wohlgenährter amerikanischer Soldat in Siegerpose: „Sieger und Verlierer im Golfkrieg“. Verlierer? Weil Saddams Kopf nicht gerollt? Weil Bushs Wiederwahl gefährdet? Weil 359 GIs ihr Leben verloren? Und das Kind —weinend vor Trümmern — kommentarlos dabeigepappt...

„Der Golfkrieg ist der erste Vorgeschmack auf eine Reihe von Krisen, unter denen die Welt in den kommenden Jahren zu leiden haben wird“, sagt der „Club of Rome 1991“. In den Kontext paßt denn auch der Vergleich mit El Salvador, Panama ... etc. etc. Für eine Weltstasi ist das ungerecht behandelte Volk auf dieser Erde zu groß! Michael Kurlbaum, Cölbe

Was wir schon länger befürchten mußten, jetzt wissen wir es: das taz- Projekt steigt auf das Niveau der 'FAZ‘. Oder ist der Beitrag nur eine Arbeitsprobe der taz-Redakteurin Andrea Seibel, mit der sie sich für die Zeit „danach“ bei 'FAZ‘, 'Welt‘, 'Super Illu‘ bewerben will?

In bezug auf Herrschaftsapologetik bringt sie die allerbesten Voraussetzungen mit, in bezug aufs Diffamieren ist sie schon fortgeschritten. Solche „begabten“ Redakteurinnen kann die rechte Presse sicher gebrauchen.

Sollte der obige Beitrag jedoch den „neuen Trend“ der taz ankündigen, werden wir zukünftig darauf verzichten. Da kaufen wir doch gleich die „rechten“ Zeitungen, da wissen wir dann wenigstens uneingeschränkt, was wir zu lesen kriegen (und zu denken haben). Renate Wußing, Braunschweig