Südafrikas KP bleibt sich treu

 ■ Aus Johannesburg Hans Brandt

Südafrikas Kommunistische Partei (SACP) hat bei ihrem ersten öffentlichen Kongreß am Wochenende ihre Unabhängigkeit in der Allianz mit dem Afrikanischen Nationalkongreß (ANC) betont. Programmatisch hat die Partei sich zwar für Sozialismus in einer Mehrparteiendemokratie entschieden, gleichzeitig aber Michail Gorbatschow für seinen „Ausverkauf“ der KPdSU kritisiert und ihre Unterstützung für Fidel Castros Kuba ausgesprochen.

Deutlichstes Zeichen des Drangs nach Eigenständigkeit unter den 400 Delegierten war die Wahl von Chris Hani zum neuen Generalsekretär. Der Stabschef der ANC-Armee „Umkhonto we Sizwe“ (Speer der Nation) hatte bis zum Tag vor dem Kongreß betont, daß er aufgrund seiner Aufgaben im ANC keine Führungsposition in der SACP einnehmen könnte. Auch der ANC hatte klargestellt, daß er Hani als Mitglied des inneren Arbeitskomitees der ANC-Exekutive behalten wollte. Dem widersetzten sich die Vertreter der 25.000 SACP-Mitglieder.

Hani sagte nach seiner Wahl, daß er den Umfang seiner Arbeit für den ANC jetzt drastisch einschränken müsse. Mindestens die Leitung der ANC-Armee wird er wohl aufgeben müssen. Damit geht dem ANC einer der beliebtesten jüngeren Oppositionsführer verloren. In den Wahlen zur ANC-Exekutive im Juli hatte Hani mehr Stimmen erhalten als alle anderen Kandidaten. Seine Popularität wird vermutlich auch das Ansehen der SACP stärken. Beobachter meinen, daß Hani nun eine Machtbasis hat, die im Fall eines Scheiterns des Verhandlungsprozesses zwischen ANC und Regierung ein Ausgangspunkt für radikale Oppositionspolitik sein könnte.

Weiter strich der Kongreß das Adjektiv „demokratisch“ im Begriff „Demokratischer Sozialismus“ aus dem Parteiprogramm — weil der Sozialismus von Natur aus demokratisch sei. Und statt einfach „Marxismus“ als leitende Philosophie zu identifizieren, wurde auf Drängen der Delegierten der alte „Marxismus-Leninismus“ beibehalten.