EG-Turnier eröffnet

Die erste Runde in Maastricht diente noch dem Abtasten  ■ Von Michael Bullard

Die Maas dampft im kalten Sonnenlicht. Nebelschwaden ziehen vom Fluß über frostige Felder. Weiß glänzen auch die gigantischen Zinnen und Quader des Maastrichter Messezentrums MECC, denen das Heer der Journalisten zustrebt. Etwa 2.000 sollen es sein, die das Turnier der EG- Chefs von dort aus verfolgen wollen. Bewaffnet mit Kamera und Computer stürzen sie als erstes auf die Präsente der holländischen Gastgeber. Gierige Begeisterung löst eine schwarze Schatulle aus, die einen elektronischen Wecker samt Taschenrechner verbirgt mit der dazugehörigen schwarzen Ledertasche.

Einen Steinwurf von den Ausstellungswürfeln entfernt ragen die Türmchen des Regierungspalasts der Provinz Limburg empor. Hier haben sich die Teilnehmer samt ihrem fünfhundertköpfigen Tross einquartiert. Schergen in schwarzer Lederkluft schirmen das versammelte königliche Geblüt weitschweifig ab. Gefahr droht: Demonstranten aus dem fernen Kroatien ziehen fahnenschwingend durch das mittelalterliche Städtchen.

Eine Störung des großen Ereignisses wollen die holländischen Gastgeber jedoch auf keinen Fall zulassen — weder von außen noch von innen. Eine historische Begebenheit dient ihnen dabei als Lehre: In Maastricht erwischte es den sagenumwobenen Graf d' Artagnan, Musketier der Königin. Argwöhnisch achten die Zeremonienmeister deshalb darauf, daß der sorgfältig ausgetüftelte Ablauf des Treffens nicht durch überraschende Störmanöver der Teilnehmer durcheinandergebracht wird. Erste Versuche, mit Finten und Ausfällen den Wettstreit zu seinen Gunsten zu entscheiden, unternahm bereits der graue Ritter aus London. Ereignisse im Reiche Gorbatschows wollte Major dazu nutzen, den Beginn des eigentlichen Turniers zu verschieben.

Weil ihm dies nicht gelang, zeigte er sich im allgemeinen Vorgeplänkel am Montag noch störrischer als gewohnt. Seine Mitkämpfer waren davon allerdings nicht sonderlich entmutigt. Spannend wird es sowieso erst heute abend, wenn es um den alles entscheidenden Stoß geht, den gordischen Knoten zu durchschlagen.

Daß mit ihm nicht gut Kirschen essen ist, machte auch der spanische Infante deutlich. Entweder ihr aus dem Norden schiebt mehr Golddukaten in unsere von Armut geplagten Reiche, so Gonzales unmißverständlich, oder das Ding platzt. Die reichen Pfeffersäcke aus Paris und Brüssel schien dies nicht sonderlich zu beeindrucken. Über den Goldtransfer wollen sie erst nächstes Jahr entscheiden.