: Geballte Ladung „Humor“
■ Montag, ARD 21 und 22 Uhr, ZDF, 22.55 Uhr
Die deutschen Fernsehprogramme seien lachhaft, aber nicht lustig. Eher staubtrocken, langweiliger als der Tod. Sagt man. Überhaupt: Der Deutsche hat keinen Humor. Und der Japaner ist fleißig.
Es stimmt zwar, daß Monty Python's Flying Circus nur im videotauglichen Spätprogramm einiger Dritte-Ketten läuft und Kabarett im ZDF erst 1993, als Serie über die deutsche Brettl-Kunst. Doch manchmal spendieren die Macher der TV- Unterhaltung gar wochentags eine geballte Ladung dessen, was sie unter „Humor“ verstehen. Am Montag beispielsweise, als erst Otto Schenk („Sie müssen über die Sketche, die ich Ihnen zeige, nicht unbedingt lachen“) im Archiv kramt, um Das Beste aus der „Sketchparade“ den Kellerregalen zu entreißen. Zwar serviert er keinen der Großmeister, der dem verheißungsvollen Sendetitel gemäß wäre, keinen Loriot, keinen Heinz Erhardt und auch keinen Peter Frankenfeld, aber immerhin einen Gerhard Polt, der seine neuerworbene Thai-Frau („Sie ist sehr sauber, also sie schmutzt nicht“) anpreist. Dazu zwei Ballet-Parodien und einmal Alternativ-Kabarett — ganz hübsch, ganz spaßig — aber das Beste?
Immer noch besser als die fast parallel laufende Sketch-Zusammenstellung beim ZDF, mit Lach-Koryphäen wie Dieter Hallervorden (als, wie originell, im Schrank versteckter Liebhaber) und Harald Juhnke, der bei Lach mal wieder (ohne solche fast schon drohenden Aufforderungen kommt man gar nicht drauf) als angetrunkener Richter einen Mann vom Vorwurf der sexuellen Nötigung freispricht. Und wenn man bei der ZDF-Hauptredaktion „Unterhaltung Wort 1“ für die Zusammenstellung solcher Sendungen schon weder Fingerspitzengefühl noch sonstiges Talent mitbringt, dann kann man das wenigstens durch Unverschämtheit kompensieren. Da kommt einem ja selbst Max Schautzers Home-Videoshow Pleiten, Pech und Pannen — auch wenn die häuslichen Videofilmer gnadenlos die Kamera draufhalten, sobald wacklig aufgestellte Tannenbäume auf Kindernachwuchs und Haustiere niedergehen und Muttern im Urlaub beim Kamel-Besteigen promt hinten wieder runterplumpst. Washamwergelacht. Und zwischen der harmlosen Tücke des Alltags kommt sogar richtige Freude auf, Schadenfreude. Wenn Vattern den Mittelklassewagen kunstvoll in die Garage reinfährt — und das teure Fahrrad auf dem Dachgepäckträger vergißt. Da lacht die Assekuranz. Man gönnt uns ja sonst nichts. Ben Vart
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen