Leichen in den Keller!

Maastricht/Berlin (taz) — Vom Nachrichtenmagazin bis zum Regionalblatt: Die deutsche Presse, fast unisono, sieht plötzlich die harte Mark in Gefahr. Sei's, um dem Kanzler in Maastricht den Rücken zu stärken, sei's, weil durch die Mobilisierung von Ressentiments die Leserschaft an der Währungspolitik interessiert ist, sei's auch, um Kohl und Waigel nach dem Gipfel um so heftiger eins reinzubraten. Nur die 'Zeit‘ hatte wieder das Problem, daß sie schon am Donnerstag erscheint. So mußte Helmut Schmidt per 'Bild‘- Zeitung auf die 'Spiegel‘-Titelstory reagieren und die Kritik von Karl Schiller zurückweisen, es sei noch zu früh für eine stabile Euro- Währung (Schmidt hatte schließlich 1978 mit Giscard d'Estaing das Europäische Währungssystem in Gang gebracht, dessen Fortsetzung die WWU ist). Doch es gibt noch einen tieferliegenden Grund für die kollektive Besorgnis der letzten Tage. Letztes Mal, bei der deutsch- deutschen Währungsunion, hatten die Medien noch nahezu einheitlich die absehbaren Folgen für die damals noch DDR-eigene Wirtschaft ignoriert. Jetzt tauchen die Leichen des Frühjahrs 1990 wieder aus den Redaktionskellern auf. Doch die WWU ist fünf Jahre lang diskutiert worden, die Bundesbank hat einen beispiellosen politischen Siegeszug durch die EG hinter sich. Natürlich wird die neue Ecu weicher sein als die Mark, aber nur unwesentlich: Die Zombies der deutschen Währungsunion gehören in den Keller. diba