Überfordert und alleingelassen

■ betr.: "Allein gegen die Götter in Schwarz und Weiß" (Fall Katharina), taz vom 12.11.91

betr.: „Allein gegen die Götter in Schwarz und Weiß“ (Fall Katharina), taz vom 12.11.91

[...] Durch die Geschichte der Familie Scharpf sind eigentlich zum ersten Mal die Schwierigkeiten der Ärzte und Eltern bei der Entscheidung für eine angemessene Behandlung deutlich geworden: was es heißt, über Jahre (bei uns sind es jetzt vier Jahre) fast täglich entscheiden zu müssen, ob diese oder jene Behandlung hilft oder schadet. Auch wenn Eltern das Kind, nachdem es „austherapiert“ ist, mit nach Hause zum Sterben nehmen, fühlen sie sich von Schulmedizin und Gesetzgeber alleingelassen.

Für mich habe ich den Weg gefunden, durch die Erarbeitung eines hohen Informationsstandes über die Möglichkeiten und Grenzen der schulmedizinischen sowie alternativen Behandlung Bescheid zu wissen und Ärzten dieses zu signalisieren. Ich habe mir selber zusätzlich noch eine Körpertherapie verordnet (die leider von den Krankenkassen noch nicht bezahlt wird), um zwischen meinen Wünschen und Ängsten und denen des Kindes unterscheiden zu können und zum Wohle des Kindes angemessene Entscheidungen zu treffen. Leider gibt es auch da „Fehlentscheidungsmöglichkeiten“, die ohne therapeutische Hilfestellung schwer auszuhalten sind.

So versuche ich im Kontakt mit anderen Familien, Ärzten und BeraterInnen deutlich zu machen, daß Eltern ihren eigenen Weg finden müssen, um ihr Kind in Behandlung oder beim Sterben menschenwürdig begleiten zu können.

Ich wünsche der Familie Scharpf, daß sie ihren Weg findet und hoffe, daß die Menschen in den Institutionen wie Kliniken, Krankenkassen oder Sozialämtern durch dieses spektakuläre Verhalten aufmerksam geworden sind. Christina Maria Tröber,

Flensburg