Armee setzt Offensive gegen Osijek fort

■ UN-Beauftragter Vance: Vorerst keine Blauhelme nach Jugoslawien/ Belgrad reagiert auf deutsche Verkehrsblockade

Zagreb/Belgrad (afp/dpa) — In Jugoslawien liegen nach den Worten des UN-Sondergesandten Cyrus Vance nicht die notwendigen Bedingungen für die Stationierung von UN-Blauhelmen vor. „Unter den gegenwärtigen Umständen kann ich die Entsendung nicht empfehlen“, sagte Vance am Dienstag nach einer Unterredung mit UN-Generalsekretär Javier Perez de Cuellar. Der Gesandte hatte den Generalsekretär über das Ergebnis seiner Jugoslawien-Mission unterrichtet. Vance bekräftigte, daß die Einhaltung des Waffenstillstands Voraussetzung für die Stationierung von „Blauhelmen“ sei.

Die von Serben beherrschte jugoslawische Armee hat am Mittwoch ihre Offensive gegen Osijek fortgesetzt. Gefechte wurden auch aus dem westlichen Slawonien gemeldet. Nach Angaben des kroatischen Rundfunks bombardierten Armee und serbische Milizen die slawonische Hauptstadt in der Nacht zu Mittwoch und am Tage von Tenja aus. Tenja liegt sieben Kilometer südlich von Osijek. Nach Angaben des Rundfunks in Zagreb konnten kroatische Kräfte einen Angriff bei Nova Gradiska zurückschlagen. Mehrere Dörfer in der Region seien von den Kroaten zurückerobert worden. Die Belgrader Nachrichtenagentur Tanjug meldete, kroatische Truppen hätten selbst am Morgen einen Artillerieangriff auf serbische Stellungen bei Nova Gradiska unternommen.

Die Zahl der Deserteure steigt indessen unaufhaltsam an: Der Militärankläger der jugoslawischen Armee, Oberst Miladin Papic, hat bestätigt, daß etwa 10.000 Reservisten ihren Einberufungen nicht gefolgt sind. Deswegen wurden allein im November über 800 Strafverfahren eingeleitet. Im Vormonat betrug die Zahl der Verfahren genau 856. Den Reservisten, die sich öffentlich der Einberufung widersetzen und zur Meuterei aufrufen, drohen hohe Gefängnisstrafen.

In Kroatien ist gestern der Präsident der Kroatischen Demokratischen Partei, Vladimir Veselica, als Wirtschaftsminister aus der Koalitionsregierung zurückgetreten. Seinen Schritt begründete er mit der mangelnden Erfüllung des im Sommer verabredeten Nationalen Programms.

Belgrad hat auf die deutsche Kündigung des beiderseitigen Verkehrsabkommens entsprechend reagiert: Von Montag an wird allen Flugzeugen, Lastwagen, Bussen und Binnenschiffen aus Deutschland das Passieren der jugoslawischen Grenzen verboten. Seit Dienstag dürfen Flugzeuge, Schiffe, Busse und Lastwagen aus Serbien und Montenegro die deutsche Grenze nicht mehr überschreiten. Die Vereinigung der Serben in der Bundesrepublik „Nemanja“ will am Samstag in Bonn im Namen der 350.000 in Deutschland lebenden Serben gegen die Verkehrsblockade protestieren.