Beschußfähig

■ Alles außer Nagelwerfern: Trasco in Burglesum rüstet Autos bombensicher aus

hierhin bitte das

verbeulte Auto

Ein von Trasco bepanzerter Wagen nach Behelligung durch eine 25-Kilo-BombeFoto: Skai

“Man wird so schnell in diese James-Bond-Ecke gedrängt“. Und da will Johann Ackermann, Inhaber der Trasco Bremen, überhaupt nicht hin. Da wollen die Leute in die vorderen Kotflügel ihres Autos noch zwei Maschinengewehre eingebaut haben. „Lauter so skurrile Wünsche“, sagt Ackermann. Ganz vorn in der Hitliste stehen auch Nagelwerfer, Nebel- und Ölsprühanlagen. Aber sowas fertigt Trasco nicht. Ackermann: „Die gucken alle zuviel Fernsehen.“

Seit 1983 verwandelt die Firma normale Mercedesse und Audis in gepanzerte Sonderschutzfahrzeuge und Edel-Limousinen. Staatsmänner und —frauen, gekrönte Häupter und Industrielle aus aller Welt gehören zu den Kunden — „Namen nennen wir nicht.“

Das teuerste Stück, das Trasco bisher ausgebaut hat, war „ein langer Panzer für ca. 750.000 Mark“, sagt Verkaufsleiter Rainer Haberland. Langer Panzer??? Ein im Mittelstück verlängertes Auto, das von innen komplett mit einem Stahlmantel gepanzert ist, das meint er damit. Würden sie auch richtige Panzer bauen? „Och, das Rüstungsgeschäft ist so rückläufig, das lohnt sich gar nicht“, sagt Haberland.

In den vier Montagehallen werkeln insgesamt 120 MitarbeiterInnen. Daß man sich nicht in einer normalen Autowerkstatt befindet, ist nicht schwer zu bemerken. Schon die nackte Karosse imponiert durch ihre Ausmaße: Die meisten Edel-Limousinen werden um 30 bis 50 Zentimeter verlängert, damit im Fond eine komplette Vierer-Sitzgruppe Platz hat.

Das fertige Edel-Produkt ist in der Endmontage zu bestaunen: Zwischen den Ledersitzen hat der Fernseher mit Videoanschluß, ganz in Nußbaum eingefaßt, seinen Platz gefunden. Per Knopfdruck erhebt sich vor den Knien des hohen Fahrgastes der Picknick-Tisch. Damit die Gläserhalter aus Edelholz ihren Sinn haben, ist eine Bord-Bar inklusive. Eine Sitzheizung verhindert, daß den Honoratioren evtl. der Arsch auf Grundeis geht. Wie heißt es da im Firmenprospekt: Ein gelungenes Fahrzeug, welches auch auf glattem, diplomatischen Parkett reüssieren wird!

hierhin den

langen Mercedes

Ein ganz spezieller 1000 SEL

Nur edel reicht allerdings auf höchster Ebene nicht aus. Ein Sicherheitsfahrzeug soll Terroranschlägen standhalten, ohne daß die Insassen verletzt werden. Deshalb werden die Autos mit einer Sicherheitspanzerung aus Spezialstahl, Sonderrädern und gut vier Zentimetern dickem Panzerglas ausgestattet. In einzelnen Fällen gibt es eine Fernsteuerung, damit der Fahrer das Auto aus der Entfernung starten kann und nicht evtl. mit ihm in die Luft fliegt.

Doch selbst die Detonation einer 25-Kilo-Bombe aus fünf Metern Entfernung, auch Dauerbeschuß oder Handgranaten könne Trasco-Fahrzeugen nichts anhaben. Das ließ Trasco von der Bayerischen Staatspolizei im Mai diesen Jahres ausprobieren: Zwar sah das Testauto nach den Beschuß- und Sprengversuchen nicht mehr ganz so formschön aus, aber die Fahrgastzelle blieb unversehrt.

Trasco liefert in die USA, nach Saudi-Arabien, Kuwait, Großbritannien oder Monaco. Etwa 300 Fahrzeuge, alle in Handarbeit umgebaut, liefert die Firma — nach Katalog — pro Jahr, ab 250.000 Mark ist man dabei. Der Durchschnittspreis liegt etwa bei einer halben Million Mark. Auch leihen kann man sich eine solche Karosse schon mal, zumindest hat das Hape Kerkeling getan, um die Prominenz bei seinem Auftritt als Königin Beatrix zu narren.

Die bundesdeutsche Politikerriege gehört allerdings nicht zu Trascos Kunden: Für die fertigt Mercedes-Benz selber. Daß Mercedes „unsere größte Konkurrenz“ ist, wie Ackermann sagt, dürfte leicht untertrieben sein. Verrät er wenigstens, ob die Queen schon mal beliefert wurde? „Zu uns kommt höchstens Prinz Charles...“ Susanne Kaiser