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Spreebogen soll Bürozentrum werden

■ Europas größter Pizzabäcker will auf dem ehemaligen Meiereigelände von Bolle glitzernde Büroturmfassaden hochziehen/ Grundstück noch vor dem Mauerfall für 60 Millionen Mark gekauft

Moabit. Glitzernde Büroturmfassaden werden sich in wenigen Jahren inmitten von Moabit, über den Ufern der Spree erheben: Ernst Freiberger, Europas größter Pizzabäcker, will auf dem fünf Hektar großen ehemaligen Meiereigelände von Bolle für eine halbe Milliarde Mark den »Spree-Bogen« bauen, ein teilverglastes Büro- und Geschäftszentrum mit einigen tausend Arbeitsplätzen. Neben Banken, Boutiquen und Lebensmittelgeschäften sollen auf insgesamt 100.000 Quadratmeter Geschoßfläche etwa 100 Wohnungen wohl gehobener Preisklasse mit Blick aufs Wasser entstehen. Weiter sind ein begrünter Uferwanderweg, ein Kinderspielplatz und ein Kindergarten vorgesehen. In den denkmalgeschützten Kellergewölben der alten Meierei sollen nach der Restaurierung unter der Oberaufsicht des Münchner Edel-Gastronoms Gerd Käfer italienische, chinesische und amerikanische Restaurants nach Art der Pariser Markthallen eingerichtet werden. Daran wird ein Komforthotel mit 250 Zimmern grenzen. Das alte »Haus am Wasser« wird als Konferenzzentrum wiederhergerichtet. Die Büromiete soll 50 Mark den Quadratmeter betragen. Die Bauarbeiten sollen 1992 beginnen und 1994 abgeschlossen sein.

Über das Projekt, das Tiergartens Baustadtrat Horst Porath als »schwierige Geburt« bezeichnete, mußte er zwei Jahre mit Behörde und Anwohnern verhandeln, sagte Freiberger. Er hatte das Grundstück für 60 Millionen Mark noch vor dem Fall der Mauer von der Firma Coop gekauft, zum Ärger des Bezirks, der auf einem Großteil des Geländes eine in dieser Gegend dringend notwendige Schule vorgesehen hatte.

Bei diesem Preis allerdings mochte das Land Berlin nicht mithalten. Nachdem sich herausstellte, daß Freiberger mit dem Grundstück die schon länger bestehende Baugenehmigung für eine Lagerhalle gekauft hatte, war der Bau einer Schule auch planungsrechtlich nicht mehr durchzusetzen. Stattdessen wird die Grundschule nun auf dem Moabiter Werder entstehen und zwar in den Räumlichkeiten der Speditionsfirma Hamacher, die dort etwa 1993 wegziehen wird.

Strittig an dem Projekt ist noch die hohe Zahl von 1.000 Stellplätzen, die weiteren Autoverkehr anziehen. Nach einem am Mittwoch im Tiergartener Stadtplanungsausschuß vorgestellten Gutachten ist die Zufahrtsstraße Alt-Moabit jedoch jetzt schon voll ausgelastet.

Für Freiberger ist der Spree-Bogen die »größte berufliche Herausforderung« in seinem bisherigen Leben. Der Unternehmer hatte 1976 die Berliner »Pizza-Versand-Bäckerei« gekauft. 1988 stieg er ins Immobiliengeschäft ein und erwarb die historische Humboldt-Mühle am Tegeler Hafen, die er zu einem Dienstleistungszentrum samt Hotel umbauen ließ. Bei der Konzeption des Spree- Bogens ließ sich Freiberger übigens von der Garski-Firma CBN-Projektconsult beraten. CBN-Manager Dietrich Garski verfügt in Berlin nicht über den besten Ruf: Über ihn stürzte Anfang 1981 der Berliner Senat wegen eines geplatzten Kredits. Herr Garski, betonte Freiberger, berate ihn aber nur in architektonischen Fragen, nicht in kaufmännischen. esch

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