»Scheiß Bulen sind Naziz«

■ Ausstellung »Rassismus? Nein!« im Heimatmuseum Wedding

Wedding. In Zeichnungen von Kindern spiegelt sich die Zukunft eines Landes. Die Gewalt, die sie möglicherweise erfahren und die sie ihr Leben lang prägen wird, drückt sich dort oft unmittelbar aus. Insofern sollte man die Zeichnungen und Plakate ausländischer Kids, die derzeit im Heimatmuseum Wedding unter dem Motto »Rassismus? Nein!« ausgestellt werden, verdammt ernst nehmen.

Mesut, elf Jahre alt, hat mit seiner Malerei anscheinend einen Polizeieinsatz gegen eine Demonstration zu verarbeiten versucht. Vielleicht gegen den Trauerzug für Mete Eksi. Man sieht mehrere Menschen auf einer Straße, darunter auch einen Türken mit einem Schild: »Kein Krieg mit Naziz«. Doch der »Krieg« geht in Mesuts Augen offenbar auch von der Polizei aus: »Scheiß Bulen die sind Naziz«, steht in kindlicher Handschrift unter dem Bild. Daneben der von Erwachsenen festgehaltene Kommentar Mesuts zum fertigen Werk: »Die Polizei hat angegriffen, obwohl die nichts getan haben, zwei kleine Mädchen waren verletzt.«

Beyhan, zehn Jahre alt, hat eine Szene in der U-Bahn festgehalten: »Scheiß Kanaken«, pöbelt ein ziemlich wild aussehender Mann. Beyhans vielsagend einsilbiger Kommentar: »Alle haben weggeguckt.« Serdar, ebenfalls zehn, zeichnete eine Landkarte von Ost- und Westdeutschland, nach wie vor getrennt durch einen dicken schwarzen Strich. »Alle Menschen sollten nicht kämpfen«, wünschte sich Serdar, der »nachts die Nazis von Osten nach Westen« herüberkommen sieht.

Mesut und John hingegen haben andere Schlußfolgerungen aus dem erfahrenen Rassismus gezogen: Sie scheinen wild entschlossen, zurückzuschlagen. Der elfjährige Mesut hat in die Mitte seines Bildes in roten Buchstaben »Rambo« plaziert. Und der kleine John sparte nicht mit Kraftausdrücken auf seiner Zeichnung: »Du Scheis Nazi ich töte Dich!«

Die Kinderzeichnungen aus dem »Sparrladen« und dem »Schüler- und Stadtteiltreff Sonne« sind nur ein Teil dieser Ausstellung, die die bezirkliche Ausländerbeauftragte organisierte. Der andere Teil besteht aus 102 Karikaturen erwachsener Profi- Zeichner aus 34 Ländern, die die Exile-Kulturorganisation aus Essen zusammenstellte und auf »Wanderschaft« durch Deutschland schickte. Manche Erwachsenen kommen über Klischees allerdings nicht hinaus: Da häufen sich Totenköpfe und Hakenkreuze, da trinken fette Kapitalisten mit Vampirzähnen Blut aus Negerköpfen.

Aber es gibt auch einige positive Beispiele, bei denen einem das Lachen nicht vergeht. Paulo Castro aus Brasilien beispielsweise hat die Geburt des Christuskindes verewigt. Alle haben sich um die Krippe versammelt, die stolzen Eltern, die Heiligen Drei Könige und diverse andere Besucher. Doch o weh, die drei Könige schauen ganz schön blöd aus der Wäsche, selbst das Kamel guckt saudumm drein: Jesus Maria, das liebe Jesulein ist schwarz! Ute Scheub

Ausstellung im Heimatmuseum Wedding, Pankstraße 47, dienstags bis donnerstags, 12-18 Uhr, sonntags 11-17 Uhr, bis 5. Januar. Extratermine für Schulklasse unter Tel: 4573053 vereinbaren.