Heftige Bewegungen im Berliner Äther

Berlin. Der Berliner Rundfunk wird als Privatsender weiterbestehen. Der für die Lizenzvergabe zuständige Kabelrat vergab auf seiner Sitzung am Samstag die Sendeerlaubnis für die Frequenz 91,3 MHz an eine Anbietergemeinschaft. An ihr sind die Verlage 'Frankfurter Allgemeine Zeitung‘, 'DuMont‘ und die 'Südwestpresse‘ Ulm mit je einem Viertel beteiligt. Die restlichen 25 Prozent werden für weitere Gesellschafter freigehalten, die bis Juni 1992 hinzukommen sollen.

Das Programm des neuen Senders soll besonders die Interessen der Bevölkerung Ost-Berlins und Brandenburgs berücksichtigen. Ein großer Teil der bisherigen Mitarbeiter des Berliner Rundfunks soll übernommen werden. Zur Zeit arbeiten dort noch 110 Mitarbeiter, der zukünftige Personalstamm soll 50 Beschäftigte umfassen. Noch ist unklar, ob der Sender den Namen »Berliner Rundfunk« weiterführen darf. Nach DS- Kultur ist der Berliner Rundfunk der zweite Sender der »Einrichtung«, dessen Weiterexistenz gesichert ist. DS-Kultur wird im Rahmen eines nationalen Hörfunkprogrammes weiterarbeiten. Der Jugendsender DT 64 wird ab dem 1. Januar 1992 unter dem Dach des Mitteldeutschen Rundfunks noch ein halbes Jahr senden.

Über das Verfahren zur Vergabe der weiteren ausgeschriebenen Frequenzen will der Kabelrat auf seiner nächsten Sitzung im Januar entscheiden. Zwanzig Anbieter hatten sich bei der Anstalt um eine Lizenz beworben. Offen ist auch noch das weitere Schicksal von Rias 2. Der Kabelrat mahnt beim SFB und beim ODR eine Klärung darüber an, ob der Sender in einem öffentlich-rechtlichen Rahmen eine Zukunft hat.

In der bestehenden Rundfunklandschaft Berlins hat es starke Veränderungen gegeben. Nach einer von den beiden neuen Privatsendern RTL und Energy in Auftrag gegebenen Umfrage schalten 22,4 Prozent der Berliner Hörer RTL-Radio ein. Der Sender nimmt damit hinter Radio Hundert,6 (27,2 Prozent) den zweiten Platz ein, gefolgt von Rias 2 mit 20 Prozent und Rias 1 mit 12,7 Prozent. Der Sender Freies Berlin hat danach weiter in der Hörergunst verloren. Ihm lauschen nur noch 11 Prozent (SFB 1), 9,4 Prozent (SFB 2) bzw. 4,3 Prozent (SFB 4). Unter den »Ostsendern« ist Antenne Brandenburg mit 9,7 Prozent Spitzenreiter, gefolgt von DT64 mit 7,9 Prozent. Radio Energy wird von 8,2 Prozent der Hörer bevorzugt. Bei der Befragung waren Mehrfachnennungen möglich, die jeweiligen Prozentanteile am Hörfunkmarkt liegen von daher um rund ein Drittel niedriger. dr