Reaktionärer Direktor gibt noch nicht auf

■ Bildungsstadtrat leitet disziplinarrechtliche Ermittlungen gegen Schulleiter ein/ In einem Brief wütet Ebert gegen »liberale Scheißer« und »Asoziale«

Steglitz. Einem seit Jahren wegen reaktionärer Äußerungen umstrittenen Leiter der Hermann-Hollerith- Berufsschule drohen ernstliche Konsequenzen. »Dieser Mann ist in meinen Augen in seinem Amt nicht haltbar«, teilte Bildungsstadtrat Thomas Härtel (SPD) mit, der jetzt auch disziplinarrechtliche Vorermittlungen eingeleitet hat. Anlaß der Auseinandersetzung ist die Reaktion des Schulleiters Hansjörg Ebert auf einen tätlichen Angriff eines Schülers.

»Herzlichen Dank für Ihre Glückwünsche zur erfolgreichen Abwehr eines Mordversuchs eines rauschgiftsüchtigen türkischen Schülers, der von den ausländischen Schülern als ihr Sprecher gewählt wurde...« Mit diesen Worten beginnt ein offener Brief Eberts an seine Kollegen, nachdem er am 25. November von einem türkischen Schüler angegriffen und mit Messerstichen verletzt worden war (die taz berichtete).

Ebert nutzt die Chance für eine Generalabrechnung — mit »linken Schlaffis« und mit Wahlbeamten, die »als liberale Scheißer und alternative Softies arbeitsscheuen Hausbesetzern die Wohnungen überlassen«. Diese müßten mittels einer Bürgerwehr abgewählt werden. Auch Ausländer kommen nicht zu kurz. »Sozialhilfe für Scheinasylanten und liberaler Strafvollzug locken zu Tausenden polnische Autoschieber, türkische Rauschgifthändler, jugoslawische Einbrecher, albanische Hütchenspieler und zigeunernde Taschendiebe...«

Die Schüler sind ebenso entsetzt wie verstört. Schon seit längerem hätte Ebert sich durch ausländerfeindliche Parolen unbeliebt gemacht, berichtet eine Schülerin. Dieser Brief sei jedoch bisher »einmalig«. Nachdem Ebert auch sie mehrfach persönlich beleidigt habe, werde sie die Schule verlassen.

Bereits 1978 machte Ebert in einem Brief an Schüler und Eltern von sich reden: »Wer unentschuldigt fehlt, wird aus der Schülerliste gestrichen... Wer sich asozial aufführt und die Schule verschmutzt oder Sachen beschädigt, wird ermittelt, schadenersatzpflichtig gemacht und verwiesen... .Wir werden dafür sorgen, daß hier auf das Leben im Beruf in einer erfolgsorientierten Wirtschaft und im demokratischen Rechtsstaat, der sich gegen Chaoten und Kommunisten wehren muß, und nicht auf das Dasein als vergammelter Stadtstreicher oder parasitärer Nassauer vorbereitet wird.« Schon damals versuchten Eltern und Schüler, den Schulleiter des Amtes zu entheben. Weder das Bezirksamt noch der Schulsenator dachten jedoch an ein Disziplinarverfahren.

»Die Wortwahl ist auch durch den vorangegangenen Angriff, der selbstverständlich zu verurteilen ist, nicht zu rechtfertigen«, begründet Stadtrat Härtel die Einleitung des Verfahrens. Es gehe nicht an, daß ein Schulleiter Emotionen gegen Ausländer wecke und Aggressionen der Schüler fördere. Ob Ebert mit einem Verweis davonkommt oder vom Dienst suspendiert wird, muß die Senatsschulverwaltung entscheiden.

Der Schulleiter bleibt vorerst locker: Er sehe keinen Grund, sich von seinen Äußerungen zu distanzieren, sagte er zur taz. »Am Ende des Verfahrens wird es auch für den Stadtrat sehr schlecht aussehen, und ich werde ein Dankschreiben bekommen.« Das PDS-nahe »Kreuxbüro« fordert, den türkischen Schüler aus der Untersuchungshaft zu entlassen. Der Angriff sei »Folge der über Jahre aufgestauten Vorfälle an der Schule, deren Ursache der von Ebert alltäglich praktizierte Rassismus ist«. Jeannette Goddar