Unterm Strich

Stündlich erwartet, jedoch immer noch nicht über den Ticker gegangen: die Nachricht vom Verbot der jüngsten 2 Live Crew-LP. Ganz im Stil des Erstlings As nasty as they wanna be hatten sich die kalifornischen Hard-Rapper auch diesmal wieder mit leichtbekleideten Sisters in, wie es in solchen Fällen so schön heißt, eindeutiger Pose ablichten lassen. Wenn die erlösende Zensur nicht bald eintritt, fällt der Repressionsbonus weg und die Band muß sich beim nächsten Mal tatsächlich etwas anderes einfallen lassen.

Ice Cube bringt den Hiphop von anderer Seite in die Schlagzeilen. Verherrlichung von Rassenhaß hat Billboard-Herausgeber Timothy White seinem jüngsten Album Death Certificate vorgeworfen. Es verteidige die Zerstörung eines von Koreanern betriebenen Lebensmittelladens und den Mord an Jerry Heller, dem jüdischen Manager von Ice Cubes früherer Band Niggers With Attitude (NWA).

Der Rapper verteidigte sich mit den Worten: „Jetzt ist es das erste Mal, daß Amerika sich über die Musik unzensiert mit den Ansichten der Schwarzen konfrontiert sieht. Der Billboard-Mann hat das Recht, seine Meinung abzugeben. Aber wenn er sagt ,Überlegt euch gut, ob ihr sowas kaufen wollt‘, betreibt er eine Form der Zensur.“

Einen Teil seiner Schallplattenmillionen will Ex- Gang-Mitglied Tone Loc in eine Dokumentation investieren, die endlich die Wahrheit über die Street Gangs in Los Angeles erzählt. Begründung: „Die ganzen Filme, die es zu diesem Thema schon gibt, sind alle Bullshit, weil sie dir nicht die echten Beteiligten zeigen. Ich werde wirklich tief in die Szene hinabsteigen und zeigen, worum es den Gangs geht, wie alt sie sind und wie lange sie dableiben wollen“.

Krise in der US-Filmindustrie. Orion Pictures (Der mit dem Wolf tanzt, Das Schweigen der Lämmer) hat letzten Mittwoch einen Stundungsvergleich angemeldet. Im unterschied zum Konkurs sieht er zwar nicht die Liquidierung des Unternehmens, dafür aber die bestmögliche Bedienung der Gläubigeransprüche vor. Neben Orion Pictures sind auch 20. Century Fox, MGM-Pathé und Paramount verschuldet, Warner Brothers sogar schwer. Schwarze Zahlen schreiben zur Zeit bloß Universal, Columbia und — pünktlich zum 25. Todestag des Meisters am gestrigen Sonntag — der Disney-Konzern.

General Norman Schwarzkopf denkt nicht daran, sich zur Ruhe zu setzen. Nach dem „Erfolg“ im Golfkrieg, meldet die 'Repubblica‘, tritt er jetzt in das Reich der Musik ein. Das St. Louis Symphony Orchestra hat ihn für die Aufnahmen zu A Lincoln Portrait engagiert, einer Collage der Schriften des legendären US-Präsidenten, die Aaron Copeland 1942 musikalisch garniert hat. Schwarzkopf übernimmt die Rolle des Erzählers, in der vor ihm bereits Henry Fonda, Charlton „Ben Hur“ Heston und Gregory Peck glänzten. Der General habe überhaupt keine Hemmungen an den Tag gelegt, sondern „fantastische Arbeit“ geleistet, war aus dem Hause RCA zu vernehmen, die das ambitionierte Projekt sowohl künstlerisch als auch promotionell betreut.