„Ich sehe das mit Sorge“

■ Vor dem Dresdner CDU-Parteitag übten prominente Parteimitglieder Selbstkritik

Dresden (afp) — Unmittelbar vor dem Dresdner CDU- Parteitag haben führende CDU-Politiker den Zustand der eigenen Partei scharf kritisiert. Reinhard Göhner, Staatssekretär im Bundesjustizministerium, forderte, die CDU müsse lernen, Fehlentscheidungen schneller zu korrigieren. Frauenministerin Angela Merkel sagte, man müsse künftig auch Kreise ansprechen, die in der Ost-CDU nicht vertreten sind: „Unternehmer, Mittelstand, Künstler und Lehrer“. Ulf Fink, brandenburgischer CDU-Landesvorsitzender, sagte, die Union werde dem Anspruch, Volkspartei zu sein, „kaum gerecht“. Das Durchschnittsalter liege „entschieden zu hoch“, und nur jedes fünfte Mitglied sei weiblich: „Ich sehe das mit Sorge.“ Scharfe Kritik an der mangelhaften Aufarbeitung der CDU-Blockpartei-Vergangenheit übte Rainer Eppelmann (CDU): „Wenn es jetzt nicht zu einer Neubesinnung kommt, dann werden die Alt-Mitglieder noch lange die Mehrheiten stellen.“ Vor dem Tagungsort des Parteitages demonstrierten Hunderte Jugendliche gestern für den Erhalt des Jugendsenders DT 64, sie forderten Delegierte aus den alten Bundesländern auf, ihre Ablehnung für das Jugendprogramm zu begründen. Einige warfen mit Eiern auf die anreisenden CDU-Politiker. „Die haben den Sender doch nie gehört und wissen gar nicht, worüber sie da abgestimmt haben“, sagte Heiko Hiller von der DT64-Mahnwache.