Ab- oder umgeschaltet?

■ »Mörderische Entscheidung«: Männersicht oder Frauensicht? Umfrage zum Spiel mit der Fernbedienung/ Besonders Pfiffige saßen vor zwei Fernsehern

Paul Gevaudan, Weinhändler. Ich fand das prima. Hinterher dachte ich aber, daß ich den Film eigentlich auf zwei oder vier Fernsehern hätte gucken sollen. Nicht nebeneinander oder übereinander, vielleicht so im Winkel auf den ganzen Raum verteilt. Das Ganze war ja sowieso irgendwie eine Multi-Media-Show. Die Kern-Story mit dem Talkmaster, der Frauen umbringt, fand ich auch echt heiß.

Ines Lauterbach, Germanistin. Ich hab den Film Gott sei Dank alleine zu Hause gesehen. Zu zweit hätte ich ihn auch nicht sehen wollen. Ich kann mir nicht vorstellen, wie ich mich mit jemandem hätte einigen sollen, wann wir umschalten. Wahrscheinlich hätten wir uns totgestritten. Und dann war der Film leider einfach schlecht.

Heinz Hoormann, Anwalt. Ich habe mir den Krimi gar nicht erst angeguckt. Ich habe nämlich keine Fernbedienung und hatte keine Lust, den ganzen Abend über ständig in der Wohnung rumzuspringen und umzuschalten. Aber irgendwie scheine ich da ja der einzige zu sein.

Marlies Hartung, Schülerin. Bei uns war's prima. Ich hab' den Film mit einer Freundin gesehen, und ich durfte den ganzen Abend bestimmen, wann wir umschalten. Dann waren wir immer ganz stolz, wenn wir herausgefunden hatten, welche Szenen gleich sind und welche nicht. Eigentlich war ich enttäuscht, daß so viele Szenen dieselben waren. Meistens sind wir aber auf dem Frauenkanal geblieben.

Christian Czichos, Fotograf. Wir haben in unserer WG zu dritt vor zwei nebeneinanderstehenden Fernsehern gesessen, einmal ARD und einmal ZDF. Ein vierter aus unserer WG hat sich den Film alleine vor dem eigenen Fernseher angeguckt. Uns dreien hat es gefallen. Dem, der alleine vor der Glotze saß, nicht. Der mußte immer wie ein Gestörter hin und her schalten. Irgendwie war es eine spannende Angelegenheit, da vor zwei Fernsehern zu sitzen.

Martina Hennrich, Krankenschwester. Ich habe den ganzen Abend mit meiner Fernbedienung dagesessen. Eigentlich habe ich immer sehr willkürlich umgeschaltet. Manchmal dachte ich, ich verstehe überhaupt nichts mehr. Hinterher fiel mir dann auf, daß der ganze Film recht banal war. Ich glaube, die Macher wollten die Zuschauer nicht überfordern, so nach dem Motto, jetzt ist das Umschalten schon kompliziert, dann muß wenigstens die Story simpel sein.

Sabine Rastemborski, Geschichtslehrerin. Wir konnten uns zu zweit prima einigen, wann wir was gucken. Ich habe aber unheimlich viel an dem Film nicht verstanden — diese ganzen Traumsequenzen zum Beispiel waren völlig wirr. Und warum zum Teufel kreuzt dann zum Schluß wieder die Mutter auf und erschießt den Talkmaster? Hat sie ihre Tochter die ganze Zeit verfolgt und beobachtet? Was ich interessant fand war, daß der ganze Film nach Comicmanier aufgebaut ist und das Comicmotiv immer wieder eine Rolle spielt. Umfrage: jgo