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: Das Ende der Talfahrt erst im nächsten Jahr?

■ Die EG-Assoziierungsstaaten in Zahlen und Fakten

Warschau/Prag/Budapest (dpa/ taz) — Mit dem wirtschaftlichen Tiefpunkt der drei Reform- und Krisenstaaten Polen, CSFR und Ungarn, die der EG assoziiert werden, ist überhaupt erst 1992 zu rechnen, vermutet zumindest das Rheinisch-westfälische Institut für Wirtschaftsforschung in seinem jüngsten Konjunkturrundbrief. Einige wirtschaftliche Daten:

Polen: Die Hälfte der spanischen Kaufkraft

Das frühere Ostblockland Polen ist mit seinen rund 313.000 Quadratkilometern das achtgrößte Land Europas. Die Bevölkerungszahl von mehr als 38 Millionen entspricht der von Spanien. Das Bruttosozialprodukt pro Einwohner lag 1990 bei 3.730 Dollar (und damit bei einem Drittel Spaniens; nach Kaufkraft bei etwa der Hälfte).

Wichtigste Industrien sind die Kohle-, Kupfer- und Schwefelproduktion. Ferner haben Maschinenbau, Textil- und Chemieindustrie sowie der Agrarbereich und die Bauindustrie Bedeutung. In den ersten drei Quartalen 1991 ist die Produktion wegen starker westlicher Konkurrenz sowie des Zusammenbruchs der Ostexporte um elf Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum von 1990 gesunken.

Die Importe erreichten 1990 einen Wert von 9,52 Milliarden Dollar und die Exporte 14,32 Milliarden Dollar. Die EG-Staaten waren 1990 mit rund 45 Prozent die wichtigsten Handelspartner Polens. Deutschland hatte mit rund 22 Prozent vor der Sowjetunion den ersten Platz inne.

CSFR: Das ärmste der drei Länder

Die Tschechische und Slowakische Föderative Republik (CSFR) ist mit 127.876 Quadratkilometern knapp doppelt so groß wie Bayern und hat eine Bevölkerungszahl von 15,6 Millionen Einwohnern. Das Bruttosozialprodukt pro Kopf lag 1990 bei 52.300 Kronen (rund 1.923 Dollar). Zu den industriellen Kernbereichen gehören Maschinen-, Anlagen- und Werkzeugbau, Hütten- und chemische Industrie. Maschinen und Fahrzeuge machen bis zu 50 Prozent des Gesamtausfuhrwertes aus.

Nach der Auflösung des Rates für Gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW) im Frühjahr 1991 ist Deutschland (nach der UdSSR) zum Hauptabnehmer für tschechoslowakische Exporte (24,6 Prozent) geworden. 1990 hat die CSFR für 239,18 Milliarden Kronen importiert und für 216,47 Milliarden Kronen exportiert.

Ungarn: Armut und Exportoffensive

Mit 93.000 Quadratkilometern ist Ungarn fast so groß wie Bayern und Baden-Württemberg zusammen, hat aber nur halb so viele Einwohner: rund 10,5 Millionen. Das Bruttosozialprodukt pro Einwohner betrug 1989 2.560 Dollar. Preisbereinigt sank das Bruttosozialprodukt 1990 um vier Prozent. Das ehemalige Agrarland verfügt über eine bedeutende Eisen- und Stahlindustrie. Außerdem werden Maschinen und Fahrzeuge, chemische Produkte, Leder und Textilien produziert. Allerdings sank die Produktion der überwiegend noch staatlichen Großindustrie in den ersten neun Monaten 1991 um 18 Prozent.

Die Inflation erreichte in den ersten drei Quartalen dieses Jahres 35,6 Prozent, die Reallöhne sanken um sieben bis acht Prozent. Die Arbeitslosenquote beträgt derzeit 6,6 Prozent. Der Export in die EG- Länder nahm in den ersten sieben Monaten 1991 um 38,9 Prozent zu, der Import aus den EG-Ländern um 40,1 Prozent. diba