Der Moderatorapostel geht

■ Heute zum letzten Mal nach 20 Jahren: Franz Alt präsentiert „Report aus Baden-Baden“

Berlin (taz) — Nun tritt er ab, Deutschlands dienstältester Moderator politischer Fernsehmagazine. Franz Alt, der fromme Redakteur und Fernsehapostel. Um 21 Uhr moderiert er zum unwiederruflich letzen Mal das ARD-Magazin Report aus Baden-Baden. „Für mich gibt es keinen Blick zurück im Zorn“, so der Fernsehjournalist, der unabhängig von Parteiinteressen und frei von jeglichen Ideologien seine Arbeit habe verrichten können. Dabei scheint er vergessen zu haben, daß es gerade seine Beiträge zum Thema Friedensbewegung, Nachrüstung, Kernenergieausstieg und Waffengeschäfte waren, die in seinem Haussender wiederholt auf starke Kritik gestoßen sind. Höhepunkt war die vorübergehende Suspendierung Alts von der Moderation. Doch der streitbare Journalist mit der edelpfadfinderhaften Engagiertheitsmiene zog seine Konsequenzen. Nach 26 Jahren brach er mit seiner Partei, der CDU. Immerhin führte er den Beweis, daß das öffentlich-rechtliche Fernsehen im Süden nicht ganz so komplett reaktionär war. Auch als Buchautor (Friede ist möglich) beglückte Alt die Menschheit. Voll missionarischem Eifer zeichnete er einen süßen, kitschigen Jesus mit Naturpullover, ohne Harm und Kreuz. Natürlich wäre der gegen AKWs und Gewalt gewesen. Doch seinen Fans wird der Weltenretter nicht ganz verloren gehen: Mit dem Chefredakteur des Hessischen Rundfunks, Wilhelm von Sternberg, will er ab Juni nächsten Jahres mit einer Zukunftsreihe namens Zeitsprung auf Sendung gehen. Und das zweimal im Monat. ks.