Josef Duchac ist „nicht bange“

Dresden (dpa) — Der thüringische Ministerpräsident Josef Duchac gerät wegen seiner Vergangenheit zunehmend innerparteilich in die Schußlinie. Auf einem Forum „Sich der Vergangenheit stellen — Vertrauen gewinnen“ auf dem CDU- Bundesparteitag meinte der sächsische Staatskanzlei-Chef, Staatsminister Arnold Vaatz (CDU), er habe Vorbehalte gegenüber denjenigen, die sich „vor erholenden Stasi-Leuten kulturell betätigten“, während er selbst wegen Widerstandes gegen das SED-Regime im Straflager die Stunden gezählt habe. Der stellvertretende sächsische CDU-Chef, Innenminister Heinz Eggert, sagte, gewandt an Duchac: „Es gibt zwischen uns Klüfte, die sich auch aus unserer Biographie ergeben.“ Er selbst habe als Studentenpfarrer nicht einmal einen Studentenklub betreten dürfen, während der heutige thüringische Ministerpräsident in einem Stasi- Heim als Clown aufgetreten sei.

Duchac, der vor der Wende unter anderem Kreisvorsitzender der CDU in Gotha war, wies die Kritik zurück: „Ich kann jedem Thüringer offen und ehrlich ins Gesicht sehen.“ Mit Blick auf das Mißtrauensvotum der SPD im Thüringer Landtag, über das morgen abgestimmt werden soll, zeigte er sich überzeugt, daß er sich „am Ende der Legislaturperiode“ an dem messen lassen könne, was er für die Bürger erreicht habe. Dabei sei ihm „nicht bange“. Er habe nie behauptet, daß er „ein Neugeborener wäre“. Bereits vor der Landtagswahl seien „alle Details“ seines Lebens veröffentlicht worden, und er habe trotzdem die Zustimmung der Wähler bekommen. Der Fraktionschef der CDU im Erfurter Landtag, Jörg Schwäblein, zeigte sich überzeugt, daß das Mißtrauensvotum scheitern werde. Er, Schwäblein, wolle nicht verhehlen, „daß es auch in unseren Reihen Kritik gibt“. Manche Aspekte der Biographie des Ministerpräsidenten „hätten wir uns gern früher gewünscht“. Hinter den Kulissen des Bundesparteitages wird bereits nach einem Nachfolger für den angegriffenen Regierungschef gespäht. Der frühere Ministerpräsident von Baden-Württemberg und heutige Chef der Jenaer Jenoptik, Lothar Späth, hatte Ambitionen für dieses Amt zurückgewiesen.