Autos kosten Lebenszeit

■ UPI-Institut über das geklaute Leben von Unfallopfern

Berlin (taz) — Autofahren soll Zeit einsparen. So oder so ähnlich begründen die meisten Zeitgenossen ihren Hang zum vierrädrigen Benzinschlucker. Auf dem Weg zur Arbeit mag das individuell hinkommen. Das Risiko eines Unfalls, bei dem Menschen zu Schaden kommen, wird in der Betrachtung jedoch verdrängt. Und die Zeit, die Unfallopfer unfreiwillig in Krankenhäusern und Rollstühlen verbringen müssen, bleibt unbeachtet, von dem geklauten Leben der Verkehrstoten gar nicht zu reden.

Das Heidelberger Umweltinstitut UPI hat jetzt zusammengestellt, wieviel Lebenszeit den Bürgern und Bürgerinnen jedes Jahr durch den Autoverkehr gestohlen wird. Die Rechnung ist denkbar einfach: Zieht man das Alter tödlich Verunglückter von dem Alter ab, das sie ohne den Unfall normalerweise erreicht hätten, läßt sich daraus der Verlust an Lebenszeit berechnen, den die Deutschen jährlich durch das Auto erleiden. Eine Elfjährige, die überfahren wird, hat nach dieser makabren Rechnung 65 Jahre ihres Lebens an die Autogesellschaft verloren. Die Heidelberger Umweltforscher haben ganz einfach die so von allen 11.039 Unfallopfern des Jahres 1990 verlorenen Lebensjahre zusammengerechnet. Sie sind dabei zu dem erschreckenden Ergebnis gekommen, daß die im Straßenverkehr jährlich verlorengegangene Lebenszeit um sechs Prozent größer ist als die Fahrzeit aller bundesdeutschen Benzin- und Dieseldroschken zusammen.

Alle 45 Minuten stirbt ein Mensch auf Deutschlands Straßen. Jede Minute wird einer verletzt, viele davon schwer. Mit der gleichen Rechnung wie bei den Verkehrstoten stellen die Heidelberger Ökologen fest, daß für jede Stunde Autofahren in Deutschland im Schnitt ein Verkehrsopfer 1,4 Stunden mit einer Behinderung durch Verkehrsunfälle leben muß.