5.000 Übernachtungen auf „Jola“ in 1991

■ Van der Upwich: Schiff in Stephanie kein Ärgernis

Das Stephanie-Viertel sahen Skeptiker schon als neues Slumviertel: Als das Übernachtungsschiff für Junkies vor gut einem Jahr seinen Betrieb aufnahm, befürchteten AnwohnerInnen, die gesamte Drogenszene inklusive Drogenstrich werde sich dort niederlassen. Nichts von dem sei eingetreten, meint Guus van der Upwich, Bremens Landesdrogenbeauftragter: „Diese Ängste haben mit der Realität wenig zu tun“.

Gestern hielt er auf dem Übernachtungsschiff „Jola“ mit Mitarbeitern des „Drogenhilfe e.V.“ Rückschau: Etwa 5.000 Übernachtungen hat es hier im letzten Jahr gegeben. In einer Nacht können 16 obdachlose Junkies unterkommen, ein Mitarbeiter betreut sie. Fast 30 Prozent von ihnen seien zur Entgiftung, in betreutes Wohnen oder andere Einrichtungen weitervermittelt worden.

„Auf dem Schiff gibt es eine ganz stringente Hausordnung: Das hat mit dazu beigetragen, daß es mit der Nachbarschaft keinen Ärger gab“, sagt der Leiter der „Jola“, Georg Kurz. „Es gibt auch Hausverbote“, erklärt ein Mitarbeiter, „aber das ist normal.“ Nach einer Verwarnung wird einer schon mal für zwei Tage nach draußen geschickt, „damit er merkt, was er hieran eigentlich hat.“ Die Atmosphäre sei wesentlich weniger aggressiv als z.B. in der Drogenberatung, so Kurz.

Auch für die Übernachtungscontainer in der Föhrenstraße hat der „Drogenhilfe e.V.“ das Konzept des Schiffes übernommen. „Diese Jobs gehören mit zu den schwierigsten in der Drogenhilfe überhaupt“, meint van der Upwich mit Dank an die Drogenhilfe. Die Container in der Föhrenstraße sollen demnächst aufgegeben werden (die Genehmigung besteht ohnehin nur bis 31.12.). Die Sozialbehörde verhandelt unterdessen wegen eines Hauses, in dem betreutes Wohnen für Substituierte stattfinden soll. Das Schiff wird es weiter geben: Nach Auslaufen der dreijährigen Bundesförderung übernehme Bremen die Kosten.

skai