BremTec-Zukunft völlig ungeklärt

■ Wirtschaftssenator kann Absage der Vorzeige-Technologie-Messe 1992 „nicht ausschließen“

Die „Bremer Innovationsmesse für Technologie und Wissenschaft“ (BremTec) war sechs Jahre lang das Vorzeigeobjekt Bremer Messezukunft. Doch ob sie überhaupt noch einmal stattfinden wird, ist zur Zeit sehr unsicher. „Ich schließe nicht aus, daß es 1992 keine BremTec geben wird“, bestätigte der zuständige Senatsrat im Wirtschaftsressort, Klaus-Wilhelm Timm, gestern die Probleme mit der Messe, die „uns in jedem Jahr mehr Geld gekostet hat“.

Ende Dezember läuft die fünfjährige Projektphase ab, in der die BremTec mit Staatsgeld innerhalb der Universität organisiert wurde. Eine Verlängerung der Kooperation hat der bisherige Wirtschaftssenator Uwe Beckmeyer ausgeschlossen. Alle elf BremTec-MitarbeiterInnen führen inzwischen Arbeitsgerichtsprozesse um Weiterbeschäftigung, die in vier Fällen sogar schon Erfolg hatten. Doch Senatsrat Timm kündigte gestern an, daß der Senat dagegen auf jeden Fall in Berufung gehen wird. Eine neue Trägerschaft der BremTec ist jedoch — obwohl das Problem seit fünf Jahren bekannt ist — bis heute nicht geklärt.

Zwar hatte der Senat im Dezember 1988 die Gründung einer Bremer Messegesellschaft beschlossen. Und erst am 15. Oktober — zwei Wochen nach der Wahl — beschloß der Senat, auch die BremTec „als Option“ mit in die Trägerschaft dieser Messegesellschaft aufzunehmen. Doch tatsächlich ist die Gesellschaft noch gar nicht gegründet. Und außerdem, so Senatsrat Timm, gehe das Interesse des Wirtschaftssenators eindeutig dahin, die BremTec an einen privaten Messeveranstalter abzugeben.

Dafür kämen im Bremen nur die Firmen Heckmann und KPS in Frage. Beide dementierten gestern gegenüber dem Radio-Bremen-Journalisten Christoph Sodemann, bisher mit der Sache befaßt zu sein. Doch Senatsrat Timm widerspricht: „Es finden zur Zeit Gespräche mit beiden Unternehmen statt, und beide haben auch ihr prinzipielles Interesse geäußert.“ Noch „in diesem Jahr“ sei mit einer endgültigen Entscheidung über die künftige Trägerschaft der BremTec zu rechnen.

Das Problem der Verhandlungen: Die beiden Privatunternehmen wollen die BremTec nicht auf eigenes finanzielles Risiko übernehmen. „Im Prinzip sind Messen durchaus Veranstaltungen, mit denen private Gesellschaften Geld verdienen können“, hält diesem Ansinnnen Senatsrat Timm entgegen. Doch dann schränkt er ein, daß ein Vertrag „möglichst ohne öffentlichen Zuschuß“ geschlossen werden soll, eine weitere Bezuschussung der Bremer Vorzeige-Messe folglich doch nicht ganz ausgeschlossen ist.

„Die BremTec ist das Kernelement Bremischer Technologiepolitik“, hatte Ex-Wirtschaftssenator Uwe Beckmeyer in der Vergangenheit mehrmals verkündet. Doch die kleine Messe verlangte nicht nur immer höhere Staatszuschüsse (über die genaue Höhe schweigen sich Veranstalter und Wirtschaftssenator weiterhin aus), sondern hatte auch Schwierigkeiten mit ihrem Ruf. „Die BremTec ist für uns zu dürftig“, begründete zum Beispiel in diesem Sommer Siemens-Sprecherin Lindner, warum der Großkonzern ebenso wie zahlreiche andere dort nicht mehr ausstellt. Gleichzeitig nahm die Zahl staatlich subventionierter Aussteller immer weiter zu.

Dirk Schröder, als „Messebeauftragter des Senats“ bisher für die Durchführung der BremTec verantwortlich, glaubt dennoch an eine Zukunft der Technologiemesse unter staatlicher Trägerschaft. „Wir haben bereits im Februar 1990 einen konkreten Vorschlag dazu auf den Tisch gelegt, der sofort realisiert werden könnte“, beklagt er die Verzögerungstaktik des Senats.

Der neue Wirtschaftssenator Claus Jäger (FDP) ist — glaubt man seinem Senatsrat Timm — mit dem gesamten Komplex BremTec bis gestern abend überhaupt noch nicht befaßt worden. Dirk Asendorpf