Kulturschock-Erscheinungen

■ betr.: "Feiertagsweltmeister Spanien", taz vom 10.12.91

betr.: „Feiertagsweltmeister Spanien“ von Antje Bauer (Die Wahrheit), taz vom 10.12.91

Werte Frau Bauer, mit feinfühliger Ironie beschreiben Sie die inakzeptable Arbeitsmoral von uns Südeuropäern, und dafür möchte ich mich nun in tiefster Scham entschuldigen. Es ist zweifellos ein schweres Los, als teutonisches arbeitsfreudiges Organisationstalent, wie Sie es sicher sind, durch Spanien und Italien ziehen zu müssen. Wo liegt denn das Problem? Ich wage es kaum auszusprechen, und Sie werden es jedenfalls nicht glauben können: Arbeit wird von unseren Völkern vielfach nicht als moralische Pflicht wahrgenommen! Die Feststellung dieser Tatsache kann, zumal bei prädisponierten Individuen wie Ihnen, zu bedrohlichen Kulturschock-Erscheinungen führen.

Ich bin aber sicher, daß die Mehrheit der deutschen Bevölkerung, die viel pflichtbewußter und talentierter im Organisieren ist und in letzter Zeit außerordentlich viel Offenheit und Begeisterung für ausländische Kulturen gezeigt hat, am Lesen Ihrer so witzig formulierten Berichte viel Freude hätte. Deswegen möchte ich Ihnen doch suggerieren, daß Sie solche interessanten Artikel der breiteren Leserschaft der 'Bild‘-Zeitung anbieten sollten, die sicherlich auch sehr arbeitsfreudig ist und Ihren differenzierten, keineswegs klischeehaften Vorstellungen über südeuropäische Menschen zweifellos beipflichten wird. Dr.Adriano Aguzzi,

Wien/Österreich