Alt-Nazis durften sich jahrelang im elsässischen Haguenau treffen

Straßburg/Paris (afp) — Mit Wissen des französischen Geheimdienstes und des Bundesverfassungsschutzes haben sich im nordelsässischen Haguenau seit 1982 regelmäßig Alt-Nazis aus der Bundesrepublik, Österreich, Frankreich und Italien in einem Hotel getroffen. Dies bestätigten am Montag das französische Innenministerium und das Bundesamt für Verfassungsschutz in Köln. Darunter war auch der per Haftbefehl wegen Aufrufs zum Rassenhaß gesuchte 73jährige deutsche Alt-Nazi Thies Christophersen und der französische Autor revisionistischer Thesen, Robert Faurisson. Der Geheimdienst hat die Treffen, die durch eine am Donnerstag abend ausgestrahlte TV-Sendung bekannt geworden waren, mit versteckten Mikrofonen abgehört und mit Kameras beobachtet. Die Erkenntnisse über die Zusammenkünfte, die einmal jährlich stattfanden, seien auch den deutschen Kollegen übermittelt worden, hieß es in Straßburg. Ein Sprecher des VS in Köln bestätigte dies. Die Treffen seien aber nicht „sehr hoch bewertet“ worden. Kritik am Vorgehen des Geheimdienstes übten am Montag der Präsident des jüdischen Zentralrates in Frankreich, Jean Kahn, und der Bürgermeister von Haguenau, Alphonse Heinrich. Die Polizei hätte diesen Treffen nicht jahrelang zusehen dürfen, zumal sie schon seit langem genügend Möglichkeiten zum Eingreifen gehabt hätte, meinte Heinrich.