Erhardt kritisiert Zulassungsstopp

■ Wegen der ungesicherten Finanzlage der TU: Zulassungsstopp für das Sommersemester

Charlottenburg. Die Technische Universität erweiterte am Samstag ihren Zulassungsstopp für das kommende Sommersemester auf weitere Fächer, weil sie die erdrückenden Haushaltsrisiken nicht mehr tragen kann. Wissenschaftssenator Manfred Erhardt forderte sie auf, diesen Beschluß neu zu fassen.

Bereits vor zwei Wochen sah sich der Akademische Senat der TU außerstande, die erneuten Sparbeschlüsse des Senats für das Jahr 1992 mitzutragen. Die Finanzlage der Uni sei »vollkommen ungesichert«. Damit werde die ordnungsgemäße Ausbildung der Studierenden in Frage gestellt.

»Die Haushaltsrisiken für 1992 sind erdrückend«, hieß es in einer Resolution. Über diesen Warnschrei hinaus beschloß der Akademische Senat der Technischen Universität daher, »zum Sommersemester 1992 keine neuen Studierenden mehr zuzulassen.«

Die »Null«-Zulassung bezog sich zunächst nur auf einige der Fächer, in denen die TU Herrin des Zulassungsverfahrens ist. Am Samstag erweiterte der Akademische Senat diese Fächerliste nun erheblich. Außer in Bauingenieurwesen, Chemie, Elektrotechnik, Technischer Informatik und einigen Sprachen soll es nun unter anderem auch in den Lehramtsstudiengängen, Physik, Verkehrswesen und Werkstoffwissenschaften keine ErstsemestlerInnen geben.

Der Student Thomas Koegstadt beantragte den Beschluß im Akademischen Senat. Die Null-Zulassung soll den Numerus clausus (NC) umgehen. Sie bevorzuge oder benachteilige niemanden, meinte ein Vertreter des Akademischen Mittelbaus.

Wissenschaftssenator Erhardt will den Beschluß nicht hinnehmen. Dem amtierenden Präsidenten der TU, Kurt Kutzler, teilte er mit, die TU müsse ihn »entsprechend den kapazitätsrechtlichen Vorschriften neu fassen.« Das heiße, daß die TU sehr wohl Zulassungsbeschränkungen aussprechen könne, machte Erhardts Sprecher Helmut Lück deutlich. Sie müsse sie aber im einzelnen begründen.

Für die TU bedeutet diese Haltung des Wissenschaftssenators, daß er den Warnschrei des Akademischen Senats über die brisante Haushaltssituation auf seine Weise hört: Er dient der TU den Numerus clausus an. cif