Studenten wollen Professor absetzen

■ Professor der Evangelischen Fachhochschule wendet sich gegen Unterstützung der Amtskirche für »Mörderbanden« und Asylanten/ Hochschullehrer war ein Jahr lang Mitglied der »Republikaner«

Dahlem. An der Evangelischen Fachhochschule für Sozialarbeit und Sozialpädagogik (EFB) in Dahlem wollen Studierende einen Professor für Sonderpädagogik wegen diffamierender Äußerungen gegenüber Ausländern des Amtes entheben. In einem offenen Brief an das Kuratorium der EFB fordern etwa 100 Studenten, einen Verstoß gegen das kirchliche Dienstrecht zu überprüfen.

Anlaß zu der Auseinandersetzung ist ein offener Brief. Anfang November hatte Professor Klaus Weinschenk die Studenten schriftlich eingeladen, an einer von ihm initiierten Verhandlung vor dem Kirchlichen Verwaltungsgericht gegen die Amtskirche teilzunehmen. Große Teile seines eigenen Textes strich Weinschenk durch und schrieb darüber: »Durchgestrichenes bitte nicht lesen! Keine Politik in der Hochschule!« Beim Lesen der durchgestrichenen Zeilen treten deutliche Worte zutage: Die »verschrobenen, linksorientierten Aktivitäten« der Amtskirche beschreibt der Professor. »Mit ihren Millioneneinnahmen« betreibe sie »Fernstenliebe um den Globus herum« und unterstütze »Mörderbanden wie ANC, Swapo, Sandinisten etc.« ebenso wie Asylanten.

Ein unbekannter Student reagierte vehement. Neben einen Aufruf des Antirassistischen Zentrums schrieb er: »Dies ist noch keine Briefbombe.« Andere Studenten distanzierten sich von solchen Drohungen und verfaßten einen Brief ans Kuratorium. Wenn Weinschenk »Mörderbanden« in einen assoziativen Zusammenhang zu Asylanten setze, stelle dies »volksverhetzende Beleidigung und Diffamierung bei uns schutzsuchender Menschen dar«.

Bereits seit langem sei Weinschenk als extrem rechtssstehend bekannt, berichtet ein Student. Das erstaunt nicht. Von 1987 bis 1988 hatte Professor Weinschenk den Landesvorsitz der Berliner Republikaner inne. Wie Professor Weinschenk gegenüber der taz erklärte, habe er die Partei nicht wegen politischer Differenzen, sondern wegen deren mangelnder Konkurrenzfähigkeit verlassen. Eingetreten sei er, weil »ich für eine Normalisierung der politischen Verhältnisse bin«.

Die studentische Forderung nach Absetzung bezeichnet er als »Karnevalsposse«: »Diese Kindereien nimmt doch kein Mensch ernst.« »Studentische Agitatoren« würden ständig sein Brieffach mit Politmaterial bekleben. Sein Brief sei eine Reaktion darauf. Ein Ausländerfeind sei er keineswegs. »Ich bin Kosmopolit.« Den Studenten wirft er in einer Antwort auf den offenen Brief »Stasi-Techniken« vor.

Oberkirchenrat Grün-Rath teilte mit, das Kuratorium werde am 10.Januar den Antrag der Studenten behandeln. Vorher sei keine offizielle Stellungnahme zu bekommen. Er halte derartige Äußerungen aber »für sehr, sehr schwierig«. jgo