■ URDRU'S WAHRE KOLUMNE
: Dosenstecher, Christenmenschen

Am Mittwochvormittag warnten die Gazetten vor der Schadstoffbelastung von Grünkohl; am Abend wurde das winterliche Gemüse von tazzen und Mixen gemeinsam verzehrt und am Morgen danach...nunja, manchmal soll man glauben, was in der Zeitung steht. Wer eine Tochter im Clearasil-Alter hat, der liest auch Bravo. Und dort findet sich in dieser Woche ein Report über die neue Jugendsekte der Dosenstecher: Das Bier wird nicht mehr über den Pull-off-Ring geöffnet, sondern per Nagel an der Seite: Champions unter den 14jährigen schaffen die Leerung angeblich in 1,5 Sekunden.

Unglaublich. Unglaublich wie die feste Zusage von Beck & Co., daß die aufstrebende Landbrauerei im Gegensatz zu den westdeutschen Großbrauereien derzeit nicht über Preiserhöhungen nachdenkt. Glauben aber wollen wir dies gern – wie sonst werden wir die nächsten Monate bis zum Ampel-Absturz fröhlich bleiben?

Die Hamburger Oberschulrätin Monika H. wurde von den Eltern des 14-jährigen Peter gewaltig verprügelt, nachdem sie Sohnemann aus nicht näher zu erläuternden Gründen der Schule verwiesen hatte. Abgesehen davon, daß hier das elterliche Züchtigungsrecht mal zielgenauen Ausdruck fand, ist der Vorfall auch ein tröstliches Zeichen der Hoffnung in einer Zeit, die Familiensinn oftmals nur noch aus den Wiederholungsfolgen von Bonanza im Kabelfernsehen kennt. Unter gebildeten Menschen wie Ihnen, mir und auch dem durchschnittlichen Lesepublikum des Weserkurier ist es ausgemachte Sache, daß das Überschreiten von sagenwirmal 13O Ka-Em-Ha auch auf Autobahnen eine neandertaleske Variante des Schwachsinns ist.

Auch aufgeklärte Redakteusen wissen dies und nehmen sich gelegentlich mit wohlwollenden Kassandra-Rufen dieses Themas an. Irgendwo aber hält man in jedem größeren Verlagshaus auch eine Gummizelle für die Teppichbeißer und Mastinos des Spaß am Gas-Automobilismus bereit: „Motorisiert ist dieser Audi 2,3 E mit dem bewährten 2,3 Liter Fünfzylindermotor, der 98 PS leistet, ausreichend. Sicherlich, einer der spritzigsten ist er nicht... Und selbst die Spitzengeschwindigkeit von 198 km/h läßt sich sehen.“ Eben nicht, Klaus Peter Berg – und schöne Grüße an den Bleifuß!

293 Christenmenschen aus Zeven haben den Rücktritt eines Pastors per Unterschrift gefordert und durchgesetzt, weil dieser eine Braut nach der Trauungszeremonie geküßt haben soll. Zieht nicht nach Zeven-das könnten eure Nachbarn werden!

Ulrich Reineking-Drügemöller