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Banker kürten boomende Firmen

■ Landesbank verteilte 50.000 Mark an Innovative

Zwei mittelständische Firmen, die eine hundert Meter von der bremischen Landesgrenze entfernt im Niedersächsischen gelegen, die andere im Technologiepark an der Bremer Universität beheimatet, konnten sich gestern über Preisgeld freuen. Beide Firmen sind auf Marktnischen abonniert: Das eine versorgt 120 Fluglinien mit „Bordservice“ — vom Kopfhörer bis zum designten Besteck. Das andere verkauft rechnergesteuerte Wägetechnik. Zum vierten Mal seit 1988 vergab die Bremer Landesbank ihren „Innovationspreis“. In der männlich besetzten Jury mit maßgeblichem Einfluß beteiligt: der Chef der Wirtschaftsförderungs-Gesellschaft, Hartmut Schmädeke.

Den ersten Platz machte bei 15 Einsendungen die Bremer Wäge-und Anlagetechnik-Firma „O.A. Schwimmbeck GmbH“ („oas“). Mit dieser Entscheidung konnte sich Wirtschaftsförderer Schmädeke indirekt selbst loben, hatten seine Mannen doch die „oas“ einst subventioniert. Die senatseigene Beteiligungsgesellschaft HIBEG ist bis heute mit 25 Prozent am Grundkapital der „oas“ beteiligt. Firmenchef Schwimmbeck zum Erfolg seiner Wägetechnik: „Der Markt war in den 80er Jahren aufgeteilt. Beim Übergang von mechanischen zu rechnergesteuerten Waagen konnten wir jedoch günstiger anbieten, weil wir Bestandteile zukauften: Für uns denken Leute von Erlangen bis Silicon Valley. So haben wir einen nicht-zu-manipulierenden-Rechner entwickelt. Die Konkurrenten versuchten dagegen, die ganze Elektronik selbst herzustellen.“ Die 1982 gegründete „oas“ hat rund 90 MitarbeiterInnen. Der Jahresumsatz kletterte 1991 auf über 20 Millionen (1990: 12 Millionen).

Mit dem zweiten Preis begnügen mußte sich ein Unternehmen, dessen Gewerbesteuer nach Niedersachsen fließt: Die Firma „Günter ACS“ am Bremer Kreuz. 1960 mit Hilfe der niedersächsichen Wirtschaftsförderung jenseits der bremischen Landesgrenze angesiedelt, hat „Günter ACS“ ihr Umsatzergebnis in den letzten drei Jahren verdoppelt: auf über 100 Millionen Mark. Das innovative Erfolgsgeheimnis: Gestützt auf Produktstätten und Büros u.a. in Argentinien, Indonesien, Hongkong, USA, sowie Schleswig- Holstein und Baden-Württemberg bietet „Günter ACS“ 120 Fluggesellschaften und 25 Hotelketten das an, was sich Reisende zum Speisen und zum Musikhören, zum Nägelfeilen und zum Mundabwischen wünschen. Spezialität der „Günter Gruppe“: zusammen mit Designern „individuell“ für jede Fluggesellschaft und jede Hotelkette durchgestylte Sets zu kreieren.

Den dritten Preis vergab die Jury nicht an ein Unternehmen. Es habe an entsprechend niveauvollen Einsendungen gemangelt, erläuterte Landes-Bänker Dr. Peter Haßkamp. Stattdessen gingen die 10.000 Mark an eines der jüngsten Kinder der Wirtschaftsförderungs-Gesellschaft: An das vor einem Jahr gegründeten „Design Zentrum Bremen.“ B.D.

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