Der Fluch der Tempelhuren

■ Crazy Cleopatra im Astoria: Walter Bockmeyers „Theater in der Filmdose“

Da — ein Mord geschieht. Unter dem Palmwedel erdolcht eine finstere Gestalt Cleopatra und nimmt ihren Platz ein. Auch den als Liebhaberin Cäsars, liebevoll „Cäsi“ genannt. Als aber ihre Liebschaft mit Antonius publik wird, muß sie fliehen, strandet bei den Zulukaffern und wird von Leni Riefenstahl aus dem Kochtopf heraus für die Hauptrolle im Ufa-Film „Cleopatra“ engagiert.

Nonsense nonstop ist bei Walter Bockmayers „Theater in der Filmdose“ garantiert. Mit der „Geyerwalli“ hat die Schwulenclique aus Köln Kultstatus erreicht, „Sissi — Beuteljahre einer Kaiserin“ war der Vorgänger in Sachen Klassiker verunmöglichen. Jetzt war die Truppe zwei Tage lang mit „Cleopatra und der Fluch der Tempelhuren“ im Astoria zu Gast.

In den derbsten Kostümen und permanent rollenwechselnd toben die vier von der „Filmdose“ durch die Zeitgeschichte. Cäsi alias Ralph Morgenstern schnappt sich mitten im Liebesspiel ein Mikro und trällert „Pussycat“. Hitler und Goebbels tanzen gemeinsam einen Klumpfuß- Rap. Dialog zwischen Marlene Dietrich und „ihrem Führer“: „Heilchen...“ — „Vorrr Ihnen bleibt auch keine Türrr verrrschlossen!“ — „Nee, Schlüssel brauch ick nich, ich bin ja die Dietrich...“

Professionell unprofessionell geht's bei Bockmayers immer zu: Wenn Ralph Morgenstern aus Versehen mit der falschen Perücke auf der Bühne auftaucht, lacht er sich erstmal kaputt. Bevor er dann ein „Ach Gott, die Frisöre sind ja heutzutage so schnell bei der Hand mit einer Reichsfönfrisur“ einflicht, kriegt er von Kollege Bernd Hoffmann einen reingedrückt: „Ob er wohl heute etwas durch den Wind ist? Gerüchte besagen, er sei um 5 Uhr noch im Airport gesehen worden...“

Das große Finale: Die Dietrich, Leni Riefenstahl und Zarah Leander singen „I'm crazy for you“ — auch wenn die „Cleopatra“ nicht an ihre Vorgängerprogramme herankommt, das ist Travestieklamauk at it's best. skai