Studienkreis für Tourismus

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Die deutsche Reisebranche hat die drohende Auflösung des Starnberger Studienkreises für Tourismus vorerst abgewendet. Die Reiseunternehmen hätten sich bereit erklärt, mit einem Sondermitgliedsbeitrag das diesjährige Defizit des touristischen Wissenschafts- und Marktforschungsinstituts von rund 180.000 Mark zu decken, teilte Studienkreis-Vorsitzender Paul Rieger am Montag in Frankfurt mit. Ursprüngliche Annahmen, die von einem Verlust in Höhe von 300.000 Mark ausgegangen waren, hätten sich bei genauer Durchsicht der Bücher nicht bestätigt.

Über die langfristige Finanzierung des Instituts, das sich als „Denkfabrik“ der deutschen Touristikwirtschaft einen Namen gemacht hat, wollen sich Spitzenvertreter der Reiseveranstalter und der geschäftsführende Vorstand in den nächsten Wochen einigen. Mit der vorläufigen Wirtschaftsführung des Instituts beauftragten die Mitglieder ein Beratungsunternehmen. Dem Institutsverein gehören 180 Mitglieder — darunter alle großen deutschen Reiseveranstalter — an. Wichtigste Aufgabe bisher: die jährliche Herausgabe der „Reiseanalyse“.

Rieger betonte, alle Mitglieder hätten sich bei der Mitgliederversammlung am 13. Dezember hinter die Satzungsziele des Vereins gestellt, in denen als Studienkreis- Aufgaben neben der Praxisberatung und Information auch die umstrittene Forschungs- und Bildungsarbeit festgehalten sind. „Die Arbeit des Studienkreises muß auch weiterhin sowohl auf den Markt orientiert sein als auch auf Anliegen der Öffentlichkeit“, heißt es in einer Erklärung.

Damit diese Arbeit weitergeführt werden kann, bedarf es nach einer Untersuchung des Consulting-Unternehmens tour-project heftiger Reformen im Studienkreis. Gefragt ist dafür eine neue Geschäftsführung, nachdem der langjährige Leiter Heinz Hahn nicht mehr zur Verfügung steht. Die bislang als zukünftige Geschäftsführerin gehandelte Professorin Felizitas Romeiß-Stracke (siehe taz vom 14.12.) ist schon Anfang Dezember von ihrem Vertrag zurückgetreten. Frau Romeiß-Stracke, sicherlich eine kompetente Bereicherung für die Fragen des Marketings, hatte mit ihrer furiosen Kritik am Sanften Tourismus eine sehr marktorientierte Linie des Studienkreises vorgezeichnet und so Vorbehalte und Mißtrauen in bezug auf die ökologischen und sozialen Inhalte der Arbeit des gemeinnützigen Vereins provoziert. Denn als Verein zur puren Marktforschung, der alle anderen Bereiche wie Bildung, Beratung, Lehre, aber auch Projekte zu umwelt- und sozialverträglichem Tourismus außer acht läßt, müßte dem Studienkreis die Gemeinnützigkeit wohl aberkannt werden. Für das allgemeine öffentliche Interesse wäre er dann kaum noch von Bedeutung. dpa/taz