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■ Eine angenehme Winterbilanz für die Amateurfußballer von Union und FC Berlin

Kreuzberg. Den beiden Amateur-Oberligisten FC Berlin und 1. FC Union steht eine angenehme Winterpause bevor. Zwar fällt die Entscheidung über ihre sportliche Zukunft erst Mitte Mai, wenn die Aufsteiger zur zweiten Liga ermittelt werden, doch nach dem augenblicklichen Tabellenstand wären beide dabei. Die Unionisten aus der Wuhlheide führen in der Mittelgruppe souverän mit fünf, der FC im Norden mit drei Punkten und dem erstaunlichen Torverhältnis von 56:6.

»Wir können uns doch eigentlich nur noch selbst ein Bein stellen«, meint Union-Präsident Brombacher, »sportlich sind wir zufrieden.« Weniger zufriedenstellend verlief allerdings die Zusammenarbeit mit dem Union-Sponsor, denn der wird schon seit geraumer Zeit abgewickelt. So mußte ein neuer Geldgeber her, der allerdings ganz klare Vorstellungen hat: »Er geht davon aus, daß wir die Oberligasaison als Tabellenführer beenden, mit der Zielsetzung Aufstieg!« Der einstige Zuschauerkrösus spielt nun gegen Spindlersfeld, Altmark Stendal und Brieske-Senftenberg, was die Massen nicht gerade ins Stadion lockt. Zwischen 800 und 1.500 sind es noch, die zur Belohnung ihre Mannschaft durchweg siegen sehen.

Sieben Spieler verließen den Verein nach der mißglückten Relegation Richtung Profifußball. Dem FC Berlin liefen gleich 13 Spieler davon. Die verbliebenen Fußballer hatten zwischen Relegationsende und Oberligabeginn gerade 14 Tage Urlaub — wenig Zeit, um aus ihnen und den überwiegend jugendlichen Neulingen eine Mannschaft zu formen. »Wir mußten die Punktspiele dazu benutzen, die Positionen zu bestimmen«, sagt Assistenztrainer Filohn, der »eigentlich gar nicht soviel erwartet« hat von der im Durchschnitt 21 Jahre jungen Mannschaft. Dabei wäre es doch kein Problem für den millionenschweren Verein gewesen, sich mit fertigen Spielern zu verstärken und so die Aufstiegschancen zu verbessern.

»Wir wollen mit unserem Geld sparsam umgehen und es nicht nur ausgeben. Wenn wir in die zweite Liga aufsteigen, müssen wir dem DFB schließlich Liquidität vorweisen können«, erklärt Filohn. Viele Einnahmequellen hat der Verein nicht, die Zuschauerzahl bewegt sich zwischen 300 und 600, und nur Kleinsponsoren unterstützen ihn. Die Ziele des FC Berlin sind vorsichtig gesteckt: »Staffelerster — das ist ein weiter Weg.« Und wenn es nicht klappt? »Dann spielen wir eben weiter in der Oberliga«, sagt Filohn, aber schließlich gelte bei den Amateuren dasselbe wie bei den Bayern: »Wenn man oben ist, wird man geschoben, wenn man unten ist, wird man gedrückt...«. Elke Wittich