1992 mehr Arbeitslose

■ Wirtschaftsverwaltung ist dennoch optimistisch

Berlin. Die Unterschiede in der wirtschaftlichen Leistung zwischen beiden Teilen Berlins dürften im Lauf des nächsten Jahres geringer werden. Diese Erwartung äußert die Senatsverwaltung für Wirtschaft und Technologie in einem Überblick über die Wirtschaftsentwicklung der Stadt. In der westlichen Stadthälfte werde die Wirtschaft weiter expandieren, als Reaktion auf die Wachstumsschübe in den beiden zurückliegenden Jahren jedoch mit verringertem Tempo.

Von der Nachfrage der neuen Bundesländer nach Produktion und Dienstleistungen aus dem Westteil Berlins würden weiterhin merkliche jedoch geringere Impulse als bisher ausgehen. In der östlichen Stadthälfte dürfte sich die Wirtschaft auf einem niedrigen Ausgangsniveau mehr und mehr erholen, heißt es in der Prognose. Ein breit angelegter Aufschwung sei jedoch noch nicht eindeutig zu erkennen.

Die Beschäftigung im Westteil Berlins werde 1992 weiter zunehmen. Die Nachfrage nach Arbeitskräften werde jedoch nicht so groß sein wie 1991. Für die östliche Stadthälfte werde ein deutlicher Anstieg der Arbeitslosigkeit erwartet. Grund sei ein hoher Rationalisierungsdruck als Folge des wirtschaftlichen Umstrukturierungsprozesses.

Im Rückblick auf das zu Ende gegangene Jahr stellt die Senatsverwaltung eine Fortsetzung des lang andauernden Wachstumsprozesses im Westteil Berlins fest. Nach einer ersten Schätzung sei hier die Wirtschaft mit einer Rate von etwa 5,5 Prozent gewachsen, nach 6,4 Prozent im Jahr 1990. In den 80er Jahren habe die jährliche Expansion des realen Bruttoinlandsprodukts bei durchschnittlich mehr als 2,5 Prozent gelegen. Einen Wachstumsschub von rund neun Prozent habe es im ersten Halbjahr 1991 gegeben, in der zweiten Jahreshälfte dürfte die Zuwachsrate lediglich etwa 2 bis 2,5 Prozent betragen haben.

In Ost-Berlin produzierte dem Überblick zufolge die Wirtschaft im gesamten Jahr 1991 vermutlich deutlich weniger als im Jahr zuvor. Vor allem sei die Industrieproduktion erheblich gesunken. In den letzten Monaten dürfte sich diese Produktionsabnahme verlangsamt haben, es seien Stabilisierungstendenzen zu erkennen.

Die günstige Wirtschaftsentwicklung im Westen der Stadt habe die Beschäftigungslage deutlich verbessert. Durch die hohe Zahl von Arbeitskräften aus der östlichen Stadthälfte und Pendlern aus der Umgebung — schätzungsweise 100.000 Menschen — habe sich das Arbeitsangebot beträchtlich erweitert. Dennoch sei die Arbeitslosigkeit nicht weiter zurückgegangen. Im Ostteil der Stadt hätten intensive arbeitsmarktpolitische Anstrengungen einen größeren Arbeitslosenanstieg verhindert. Die Beschäftigungsausweitung in den westlichen Bezirken hätten den Arbeitsmarkt im Osten außerdem erheblich entlastet. In Gesamt-Berlin dürfte die Zahl der Arbeitslosen im Durchschnitt des Jahres 1991 etwa 180.000 betragen haben. dpa