Ausstellungsjahr 1992: Drei Kulturen zur Ansicht

■ »Jüdische Lebenswelten«, »Palast der Götter« und »500 Jahre Amerika« sollen die Massen in die Museen ziehen

Berlin. Gleich drei große einzigartige Ausstellungen wollen 1992 die Berliner und Besucher der Hauptstadt in die Museen locken. Umfassend werden das Judentum, Indien und Amerika präsentiert.

Nach fünfjähriger Vorbereitungszeit machen die Jüdischen Lebenswelten am 12. Januar den Anfang. Bis zum 26. April werden im Martin- Gropius-Bau mehr als 2.000 Exponate von über 300 Leihgebern in aller Welt zu dieser einmaligen kulturhistorischen Ausstellung über die Geschichte des Judentums beitragen. Anlaß der Schau sind zwei Gedenktage: Am 20. Januar vor 50 Jahren wurde in der Berliner Wannseevilla die Ermordung der jüdischen Bevölkerung Europas beschlossen, und zum 500. Mal jährt sich am 31. März der Tag, an dem König Ferdinand von Aragonien und Kastilien-Leon dem jüdischen Leben im heutigen Spanien ein Ende bereitete.

Die zehn Millionen Mark teure Ausstellung will aber nicht so sehr den Holocaust als vielmehr die Schönheit und den Reichtum der gegensätzlichen jüdischen Kulturen zeigen. In 22 Räumen werden Osteuropa, Berlin, der Jemen, Marokko, Toledo, Izmir, Saloniki und Amsterdam ebenso berücksichtigt wie Amerika, Indien, Palästina und Israel.

In seinem Wert steht Indiens Projekt Palast der Götter den Jüdischen Lebenswelten kaum nach. Kostbarkeiten aus den größten indischen Museen, die 1.500 Jahre Kunst in Indien dokumentieren, sind vom Februar an mehrere Monate im Schloß Charlottenburg zu sehen. Indische Tempel sollen mit ihrem überbordenden figürlichen Schmuck einen Götterpalast bilden, der der Ausstellung ihren Titel gibt. Der durch Buddhismus, Jainismus und Hinduismus geprägte Kunstreichtum Indiens soll an über 2.200 Jahre alten Terrakotten bis zu Skulpturen des dreizehnten Jahrhunderts erlebbar werden.

500 Jahre Amerika läßt ab September eine Ausstellung im Martin- Gropius-Bau Revue passieren. Sie wird von der Stiftung Preußischer Kulturbesitz betreut. Die Schau, die bis Mitte Januar geht, beschäftigt sich rechtzeitig zum Jubiläum der Entdeckung der Neuen Welt durch Christoph Kolumbus vor einem halben Jahrtausend mit dem amerikanischen Kontinent. dpa