Neues aus Altlandis

„We all come from Hel and we all go back to Hel“ — gut möglich, daß die prähistorische Archäologie im nächsten Jahr in eine neue Phase treten wird: Der finnische Historiker Ior Bock (49) aus Helsinki ist seit sieben Jahren dabei, das Feld der nordischen Frühgeschichte von Grund auf asig zu bestellen.

Über 20 Jahre lang hat er sich von seiner Mutter und seiner Schwester jeden Tag zwei Stunden lang die Geschichte seiner Ahnen anhören müssen. In dieser seit Generationen tradierten Saga geht es im wesentlichen nicht um Privates, sondern um die Ursprungsgeschichte der Bewohner des Planeten Erde: Eingeweihte Kreise sprechen vom fehlenden Glied der nordischen Mythologie. Was mag da fehlen?

Die Frühgeschichte Skandinaviens birgt noch heute diverse Ungereimtheiten: Zwar wurden circa 7.000 B.C. im Norden der Ostsee Knochen und Waffen gefunden, von denen man annimmt, daß sie von den ersten finno-ugrischen Einwanderern stammen, aber die Mythologie straft diese klassische Interpretation bislang Lügen; denn in den ältesten Sagas Norwegens, Schwedens und Islands, in denen sich Mythos und Geschichte bis zur völligen Unschärfe vermischen, existieren bereits 6.000 B.C., über zwei Meter große blonde Gottkönige mit gar wunderlichen Fähigkeiten.

Die meisten dieser Geschichtsdokumente wurden erst nach dem 11.Jahrhundert — in christlicher Zeit — nach breiterer Einführung der Schrift durch die Kirche notiert und interpretiert, den Nachgeborenen zu enigmatischem Puzzle und historischem Abenteuerspiel gereichend.

Ior Bock, der letzte der Asen, ist dabei, die Ungereimtheiten akademisch-christlicher Interpretationen auf die Füße zu stellen, hehre Wikingerideale zu vertreiben und die Götter wieder zu dem werden zu lassen, was sie einmal waren: leibhaftige Menschen: They came from Hel (mit nur einem „l“) — 1.000 Jahre lang habe die Kirche die Geschichte geschrieben, jetzt sei es an der Zeit, die wirkliche Ursprungsgeschichte zu erzählen, denn vor diesem Millennium habe es schließlich noch ein paar Millionen Jahre Entwicklungsgeschichte gegeben. His Story, das sei in der Heiden-Zeit, der Hidden- Time, doch nun ein wenig mehr gewesen, als man uns glauben machen will.

Seit 1984 berichtet Bock, inzwischen unter großer Wachsamkeit der skandinavischen Medien, von der Entstehung der ersten Menschen in voreiszeitlichen Äonen, von einem Land Ashel oder Asgard auf dem Nordpol, wo die Asen lebten, unsere Vorfahren in the tropical paradise- time, und von den Katastrophen, die seine Verwandten, die Könige des Nordens, auf der Insel Walhalla vor Helsinki bis heute durchmachten.

Die „Bock Saga“ schildert Evolution und Fortpflanzung auf dem Planeten (übrigens durch Sperma-, nicht durch Blutlinien), während und nach der großen Eiszeit, die durch das Kippen der Erdachse vor gut 50 Millionen Jahren ausgelöst worden ist.

In die Gegend des heutigen Hel- sinki habe der warme Golfstrom ein Loch ins Eis gespült, in dem 50 Millionen Jahre lang Menschen, von gewaltigen Eismauern umgeben, überlebt hätten. Weil sie im Gegensatz zur tropischen Zeit in ihrem Eisloch sechs Monate pro Jahr im Hellen und sechs Monate im Dunklen gelebt hätten, seien sie mit der Zeit aller ihrer Farbpigmente verlustig gegangen und kamen ziemlich weiß und blauäugig 10.000 v. Chr. als sogenannte Atlanter aus dem Eis — notwendigerweise, denn bei der erneuten Erwärmung des Planeten ist das Schmelzwasser von den Eismauern in das Ringland 125 Kilometer um das heutige Hel-sinki geflossen. Noch heute heißt die Region um Helsinki UUDENMAA, was Ringland bedeutet.

Dies ist nach Ior Bock der Untergang von Altlandis (All-Land-is-Ice) gewesen, von wo aus die Geschichte mit dem Auftreten der Atlanter ihren weiteren Fortgang genommen hat. Wesentlich: Nach der Eiszeit gab es zehn tropische und eine arktische Rasse auf dem Planeten Erde.

Atlantis, Gotland (Bock Saga: „God is something good that we have all inside of us“), die Entwicklung der Wikinger, die fast völlige Vernichtung der Bock-Familie im Jahr 1050 durch die ersten Kreuzzüge (taz 6.12.91 — Wind vom Nikolaus), bis hin zur Entstehung der europäischen Königshäuser, all dies ist in etwa fünf bis sechs Stunden konzentriertem Zuhören von Bock und seinen Nars (Narrators) zu erfahren.

Die Bock-Saga wurde lange Zeit nur mündlich überliefert, weil sie auf einem Laut-System basiert, dessen Ursprünge sich in der Rot-(sprich: root-)Sprache wiederfinden, einer Art schwedischem Dialekt, der bis heute von den Menschen im Süden Finnlands gesprochen wird. Alle Laute dieser Sprache findet man neben dem Schwedischen und Finnischen auch im Englischen wieder. Die Saga wird eher gesungen als erzählt, die Sounds erzählen die Geschichte. Seit 1987 wollen Bock und seine Freunde die Saga aber nicht mehr nur singen, sondern auch beweisen:

Seit vier Jahren arbeitet Bock an der Freilegung eines Tempels, der seiner Familie gehört. Dieser Tempel wurde im Jahr 987 n. Chr. von der heidnischen, nach den Gesetzen der Natur lebenden Bock-Family verschlossen, nachdem sie von der Konvertierung der ersten Russen zum griechisch-orthodoxen Glauben Wind bekommen hatte. Das Christentum bereitete gerade seinen Siegeszug in das Abendland vor. Und den Norden mußte man zuerst knacken. If you can make it there, you can make it everywhere! Über 1.000 Jahre lag über dem Lemminkainen- Tempel eine Tarnkappe. Er ist eine konische Konstruktion aus Granit und befindet sich in Gumbostrand, 30Kilometer östlich von Helsinki. Der obere Teil der Anlage, wie in der Bock-Familie seit 1.000 Jahren überliefert, ist der eigentliche Tempel, der für Zeremonien genutzt wurde. Den unteren, spiralförmig angeordneten Teil bildet ein aus vielen Räumen bestehendes Lager, gefüllt mit Kultgegenständen aus vorchristlicher Zeit.

Die Ausgrabungen im Eingangsbereich der Tempelanlage auf dem Bocksberg wurden bislang unter großen Schwierigkeiten von einer Gruppe von Sympathisanten finanziert und durchgeführt. Im März 1991 wurde durch ein Team von Geophysikern mit Hilfe eines Bodenradars die Existenz eines innerirdischen metallenen Kuppelbaus in einer Tiefe von 24Metern unter der Granitoberfläche des Berges in den Bereich der sehr hohen Wahrscheinlichkeit gerückt.

In der Zwischenzeit haben sich die Jäger des verlorenen Schatzes bis zu 40 Meter in den Berg vorgearbeitet. Geldmangel und der Einbruch des Winters beendeten die Arbeit der Tempeldigger vorerst. Kurz vor Öffnung des Eingangs Ende September mußten sie für dieses Jahr aufstecken.

Ein Dokumentarfilm über die Arbeit am Tempel wurde im September 1991 zweimal vom finnischen Fernsehen ausgestrahlt, nachdem Ior Bock einen mehrjährigen Medienboykott und die Außenseiterschelte der konservativen Presse heil überstanden hatte. Er möchte nichts weiter als seinen Tempel öffnen, wie es ihm seine Eltern aufgetragen haben. Der Job ist nicht ganz streßfrei, ein Sponsor wäre sicher willkommen.

Bock: „Es wird alles herauskommen, und der Tempel besorgt den Rest. Noch ist die Eiszeit nicht vorüber. This is the End of the spermline.“ Finish. Real Indy