Buch über Bücher Jahresrückblick: Was Kritiker fanden

Harsche Verrisse in der „buchfreundlichsten deutschen Tageszeitung“, der FAZ, haben so manchen Autor das Fürchten gelehrt und mitunter dazu beigetragen, ein hoffnungsvolles Werk wie Blei in den Regalen liegen zu lassen. (Einige Ausnahmen wie „Scarlett“ bestätigen die Regel.) Wohlwollende oder gar enthusiastische Beurteilungen haben junge Karrieren ins Rollen gebracht und alten auf die Sprünge geholfen. „Das Monopol der Literaturkritik“mit immerhin mehr als 2.000 Besprechungen im Jahr beeinflußt entscheidend die Tendenzen des Marktes. In welche Richtung der Daumen der Verbalauguren zeigt, bestätigt oder verwirrt die Erwartungen der Verlage. Die Herausgabe eines jährlichen Almanachs verstärkt die Bedeutung des Mediums als Katalysator von Meinungen. Das FAZ-Credo auf den Punkt gebracht lautet, Masse und Klasse zu vereinen. Der komprimierte Überblick zeigt,daß dieser Anspruch durchaus nicht zu hoch gegriffen ist. Die fachliche Kompetenz der meisten RezensentInnen ist unbestritten. Die handwerkliche Qualität der Kritiken solide bis virtuos. 373 Besprechungen sind ausgewählt und übersichtlich einzelnen Themenbereichen zugeordnet worden. Eine fundierte Nachlese zum 25.Jubiläumsjahr.

Per Hansen

Ein Büchertagebuch 1991, Verlag Frankfurter Allgemeine Zeitung