Kitagebühren-Boykott auf vollen Touren

■ Schon 600 Eltern zahlen ihre Beiträge aus Protest gegen die geplante Erhöhung nur noch auf ein Sperrkonto

Im Streit um die Gebührenneuordnung für die Kindertagesheime boykottieren inzwischen 600 Eltern die Zahlung ihrer Beiträge. Seit Anfang Dezember verschickt das Amt für Soziale Dienste Mahnungen mit der Drohung einer Zwangseinziehung an diese Eltern.

Mit einem weiteren starken Anstieg der boykottierenden Eltern rechnet Gabriele Gomse, die Vorstandssprecherin des Gesamtelternbeirats der Bremer Kitas, da zur Zeit die neuen Gebührenbescheide verschickt werden. In den Mahnungen der Sozialbehörde sieht Gomse lediglich eine Einschüchterungstaktik. Sie geht davon aus, „daß es bei Drohungen bleibt, da die Anzahl der Boykotteure viel zu hoch ist.“

Auslöser des Boykotts war die von Sozialsenatorin Sabine Uhl geplante Gebührenneuordnung, mit der der Ampel-Senat in Zukunft zwei Millionen Mark jährlich mehr einnehmen möchte. So sollen die Gebühren für zwölf statt bisher für elf Monate bezahlt werden, was allein schon einer Erhöhung um rund neun Prozent entspricht. Für behinderte Kinder soll in Zukunft der normale einkommensabhängige Betrag und nicht mehr nur der Mindestbetrag von 34 Mark gezahlt werden, und der Höchstsatz für einen Ganztagesplatz steigt von 277 auf 350 Mark. Detlev Dierking vom Elternbeirat der Kita Thedinghauser Straße hat mit den Zahlen der Senatsvorlage eine durchschnittliche Erhöhung von über 37 Prozent errechnet.

Weitere Forderungen, die der Gesamtelternbeirat in seiner Presseerklärung stellt, sind mehr Plätze und zusätzliches Personal. Trotz zusätzlicher Plätze habe die Versorgungsquote für den Vorschulbereich im September 91 mit 85,36 Prozent um ein halbes Prozent unter der Vorjahresqoute gelegen, so der Elternbeirat. Deshalb sei davon auszugehen, daß der Senatsbeschluß über eine 90prozentige Kita-Versorgung bis 1995 kaum umzusetzen sein wird.

Von der Sozialbehörde war heute weder zum Boykott noch zu den Forderungen eine Stellungnahme zu bekommen, da sich sämtliche zuständigen MitarbeiterInnen noch im Urlaub befanden. clö