Grüne Männer kriegt das Land

■ Die neuen grünen SenatorInnen stellten ein / Geschlechterverhältnis 3:1

Zwei neue grüne SenatorInnen hat Bremen, eine Frau und einen Mann, von der grünen Mitgliederversammlung bekanntlich streng quotiert aufgestellt. Beide grüne SenatorInnen durften sich, wie andere SenatorInnen auch, nach ihrer Wahl am 11. Dezember zwei enge MitarbeiterInnen zum Einstellen aussuchen. Jeweils eine StaatsrätIn plus eine persönliche ReferentIn, die gleichzeitig als PressesprecherIn fungiert. Und die beiden grünen SenatorInnen wurden bis Ende Dezember fündig. Der Frauenanteil ihrer Wahl liegt zusammengerechnet weit unter den grünen-theoretischen 50 bei genau 25 Prozent. Denn Kultursenatorin Helga Trüpel entschied sich — von den Sekretärinnen abgesehen — für eine rein männliche Umgebung: Für Dr. Gerd Schwandner (Staatsrat) und Dr. Ernst Hoplitschek (Referent). Nur Umweltsenator Ralf Fücks quotierte und will neben seinem Staatsrat eine Pressereferentin einstellen.

Ursula Kerstein (SPD), Landesfrauenbeauftragte, gestern kritisch: „Das beweist, daß auch die Grünen, wenn es darum geht, Stellen zu besetzen, dem Zwang verfallen, Männer einzustellen, bzw. zu glauben, daß Männer besser sind.“ Kerstein, von den Grünen gerne als zu zahnlos kritisiert, gestern weiter: „Ich hätte es anders gemacht. Und selbst wenn eine Frau weniger Erfahrung hat, muß man ihr die Chance geben, sich zu bewähren.“ Das Landesgleichstellungsgesetz sei von den beiden grünen SenatorInnen jedoch nicht verletzt worden. Denn die fraglichen Positionen seien von dem Gesetz bewußt nicht erfaßt. Ursula Kerstein: „Diese Regelung im Gesetz finde ich nach wie vor unbedingt richtig. Denn man kann einem einer Senatorin keinen Menschen aufzwingen.“

Ralf Fücks, neuer grüner Umweltsenator: „Ich habe mich freiwillig daran oriertiert, die Gleichstellungskritierien für mich anzuwenden.“ Dieses sei ihm nicht leicht gefallen, da er auch einen männlichen Journalisten im Auge gehabt habe, „mit dem ich gut zusammen arbeiten kann, auf eine persönliche Art.“ Er habe sich jedoch für die Frau entschieden — in der Hoffnung, „daß sich mit ihr auch ein gutes Verhältnis ergibt“. Beim Staatsrat habe sich die Wahl jedoch „schnell auf zwei Männer zugespitzt: Das war eine sehr eindeutige Personallage.“ Außerdem habe er nicht das Gefühl, jetzt „Ausputzer für Helga Trüpel“ spielen zu müssen.

Die grüne Kultursenatorin war gestern noch im Urlaub. Ihr Sprecher Ernst Hoplitschek erklärte, er könne sich vorstellen, daß sich Trüpel von „eher geschlechtsneutralen, letzten Fragen“ habe leiten lassen, den Fragen nach einem Höchstmaß von Vertrauen und Loyalität und nach langjähigen Erfahrungen mit dem betreffenden Menschen. Da sei das Geschlecht doch „zweitranig.“ B.D.