Fragen, die das Opfer demontieren

■ betr.: "Diese Entdeckung" (Knud Wollenberger, Mann der Bundestagsabgeordneten Vera Wollenberger (Bündnis 90)..., taz vom 19.12.91, "Da können wir als Zeitung nicht helfen"..., taz vom 20.12.91

betr.: „Diese Entdeckung“ (Knud Wollenberger, Mann der Bundestagsabgeordneten Vera Wollenberger (Bündnis90), war Inoffizieller Mitarbeiter der Stasi) von Vera Wollenberger, taz vom 19.12.91, „Da können wir als Zeitung nicht helfen“ (Interview mit Tina Krone, Redakteurin der Bürgerrechtszeitung 'Die Andere‘), taz vom 20.12.91

„Es geht schließlich auch um die Wahrheit. Wir wollen auch wissen, was er gemacht hat“, verkündete Tina Krone in ihrem taz-Interview, das sich auf meine Stellungnahme zur Spitzeltätigkeit meines Mannes bezieht. So drängend kann indes der Wunsch nicht gewesen sein, denn obwohl der Chefredakteur der 'Anderen‘ durch mich als erster von Knuds Geständnis erfuhr und mehrere Tage Zeit hatte, sich Fragen zu überlegen, wurde dem Spitzel keine einzige Frage zu seiner Tätigkeit gestellt. Statt dessen hatte die Redaktion Fragen vorbereitet, die deutlich darauf angelegt waren, mich das Opfer zu demontieren.

Tina Krone hat in ihrem Interview ziemlich ausführlich erläutert, wie sie in allen anderen Fällen höchstpersönlich Täter und Opfer aufgesucht hat. Die nächstliegende Frage wurde ihr merkwürdigerweise von der taz- Redakteurin nicht gestellt: Warum ist in meinem Fall die übliche Verfahrensweise nicht angewendet worden?

Warum behauptet Tina Krone stattdessen, daß Knud mich „vorgeschickt“ hätte, obwohl ich ihr eine Stellungnahme zur Art des Umgangs mit mir schon vor Knuds Geständnis angekündigt hatte?

Und warum hielt es die Redaktion der 'Anderen‘ für nötig, gegen meinen ausdrücklichenen Willen den Text meiner Stellungnahme sinnentstellend zu verändern?

Solche Praktiken der Zensur und Textmanipulation waren es doch, gegen die sich die Bürgerbewegung, deren Sprachrohr 'Die Andere‘ heute sein will, gewehrt hat. Vera Wollenberger