MIT ARBEITSBARRIEREN AUF DU UND DU
: Managerproblem Multikultur

■ Schon beim Händeschütteln gibt es Schwierigkeiten

London (ap/taz) — Sprachbarrieren sind noch das geringste Problem bei Teams in der Wirtschaft, die sich aus Angehörigen verschiedener Nationalitäten zusammensetzen. Die Manager internationaler Arbeitsgruppen haben sich mit allerlei Schwierigkeiten herumzuschlagen. Besonders kulturelle Gepflogenheiten sind es aber, die die Geschäftsleute oft in helle Verzweiflung stürzen. Niemand will bei den unterschiedlichsten Knigge-Regeln mißverstanden werden — die Probleme fangen aber schon beim Händeschütteln an. Was den Wirtschaftslenkern und ihren Sherpas alles passieren kann, haben die Ausbildungsberater Rosemary Neale und Richard Mindel von BP jüngst in der Zeitschrift 'Personnel Management‘ beschrieben. Die beiden faßten darin ihre Erfahrungen in einem Brüsseler Büro zusammen, in dem 40 Angestellte aus 13 Ländern arbeiten. Für Briten sei es beispielsweise ein Zeichen von Loyalität und Enthusiasmus, wenn sie noch spät abends an ihrem Arbeitsplatz tätig seien. Die Skandinavier empfinden es dagegen als Beweis von Ineffizienz und Inkompetenz, wenn sie nach 16.30 noch ihren Bürosessel drücken müssen. In Frankreich ist man der Auffassung, daß eine bestimmte Aufgabe auch mit der entsprechenden Autorität versehen werden muß und reagiert befremdet, wenn Entscheidungen in Frage gestellt werden. Manager aus Großbritannien oder Skandinavien bestehen darauf, daß ihre Beschlüsse diskutiert werden.

Niederländische Wirtschaftler sind dem Bericht zufolge nicht nur lebhafte Debattierer, sondern gehen ihre Aufgabe auch gelassen an. Sie haben nichts dagegen, wenn Untergebene um Rat bitten. Deutsche Manager beharren darauf, daß die einmal getroffene Entscheidung augenblicklich in die Tat umgesetzt wird und reagieren offensichtlich irritiert, wenn sie gegenüber Vorgesetzten ihre eigene Meinung vortragen sollen. Noch banalere Probleme tauchen bei nonverbalen Kommunikationsregeln auf: Amerikaner reagieren sehr erstaunt, wenn ihnen französische Mitarbeiter jeden Morgen die Hand schütteln wollen, was von letzteren als Geste der Höflichkeit gesehen wird. Frau Neale und Mindel resümieren: „Bei multikulturellen Teams dauert es länger, bis es effektiv wird. Aber wenn es klappt, dann außerordentlich gut.“ es