CDU-Dissidenten in Magdeburg fraktionslos

Westimport Knolle läßt CDU-Oppositionelle im Regen stehen/ Ex-Fraktionschef Auer dennoch optimistisch  ■ Von Eberhard Löblich

Magdeburg (taz) — Kaum hatten die technischen Mitarbeiter im Landtag von Sachsen-Anhalt Platz und Sitzreihen für die „Freie Fraktion“ geschaffen, da müssen sie die Stühle und Tische wieder aus dem Plenarsaal herausräumen. Denn die neue Gruppierung um den Ex- CDU-Fraktionschef Joachim Auer wurde gerade zehn Tage alt. Ausgerechnet der Parlamentarische Geschäftsführer der Freien Fraktion, Westimport Karsten Knolle, bekam kalte Füße und bat reumütig bei der CDU-Fraktion um Wiederaufnahme. Da waren's nur noch vier, und die verloren nach der Geschäftsordnung des Magdeburger Landtages umgehend den Fraktionsstatus. Knolle sorgte mit seiner Taktik — zwei Schritte vor und drei zurück — nicht das erste Mal für Schlagzeilen. Vor der Jungen Union in Bad Harzburg diagnostizierte er schon mal, daß alle Ossis reif für die Couch sind, und in nicht mehr ganz nüchternem Zustand drohte er in einem Hotel auch mal Waffengebrauch an, um eine bessere Behandlung seiner Person zu erbitten. „Dem weine ich keine Träne nach“, sagte denn auch der derzeit mal wieder fraktionslose Abgeordnete Joachim Auer. Kein Wunder, denn Auer hat sicher noch den einen oder anderen Trumpf im Ärmel. Nämlich „mindestens einen unzufriedenen CDU-Abgeordneten, der bis zur nächsten Landtagssitzung zu uns stoßen will“. Das Bäumchen-wechsle-dich- Spiel im Landtag von Sachsen-Anhalt wird sicher noch eine Weile anhalten. Schließlich haben die Abgeordneten, die sich um Auer zur Freien Fraktion zusammengeschlossen haben, große Pläne. „Regierungsbeteiligung“ heißt das Stichwort, um das die Träume Auers und Fraktionskollegen kreisen.

Auf der nächsten Landtagssitzung, so glaubt Auer felsenfest, müssen die Landtagsmitarbeiter die gerade demontierten Stühle der Freien Fraktion jedenfalls erst mal wieder in den Plenarsaal schaffen.