»Stolzes Gehalt« für neuen Olympiachef

■ Salär von 330.000 Mark überschreitet bisherigen Finanzrahmen der Olympia-GmbH/ FDP und Grüne werfen Parteibuchwirtschaft vor

Berlin. Der Vertrag mit dem neuen Geschäftsführer der Olympia- GmbH, Axel Nawrocki, ist fertig. Der 47jährige Manager hat bereits unterschrieben, der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen wird Anfang kommender Woche gegenzeichnen. In dem Vertrag wird vereinbahrt, daß Nawrocki ein Gehalt von 330.000 Mark jährlich bezieht. Das sind 40.000 Mark mehr als sein Vorgänger Lutz Grüttke erhielt, der mit 290.000 Mark bereits der am besten besoldete städtische Angestellte Berlins war.

Allerdings wird Nawrocki dafür auf einige Sonderleistungen verzichten müssen, die seinem Vorgänger zur Verfügung standen. So durfte dieser das Gästehaus des Senats kostenlos als Unterkunft nutzen. Wie der amtierende Geschäftsfüher der Olympia-GmbH, Dietrich Hinkefuß, gegenüber der taz erklärte, seien in dem Vertrag mit Nawrocki keine Regelungen getroffen worden, die seine Einkünfte an die wirtschaftliche Erlöse der GmbH koppelten. Grüttke war im September 1991 unter anderem deshalb aus dem Unternehmen ausgeschieden, weil er mit einem Geschäftspartner Provisionen vereinbahrt hatte.

Nawrocki soll sein Amt im Februar antreten. Der langjährige Mitarbeiter des CDU-Politikers Kurt Biedenkopf und derzeit Manager in der Treuhandanstalt ist am 12.Dezember vom Aufsichtsrat der Olympia-GmbH nominiert worden. Das Gehalt des neuen Olympia-Chefs wurde anscheinend jedoch erst in diesen Tagen ausgehandelt. Diepgen hatte nach der Aufsichtsratssitzung lediglich erklärt, daß sich das Salär im Rahmen des Finanzplans der Olympia-GmbH bewegen werde. In den Zuwendungsbescheiden an die Gesellschaft für das Jahr 1991 wurde der Posten des Geschäftsführers mit lediglich 290.000 Mark jährlich veranschlagt.

Für den haushaltspolitischen Sprecher der FDP-Fraktion im Abgeordnetenhaus, Jürgen Biederbick, ist diese Summe auch nach wie vor Geschäftsgrundlage. Die 330.000 Mark, die der neue Olympia-Chef erhält, seien »viel zu hoch, für das, was wir über die Qualifikation von Nawrocki wissen«. Biederbick will nicht ausschließen, daß das Parteibuch ein »wesentliches Element bei der Bestellung« gewesen sei.

Ähnliche Vermutungen hegt auch die SPD. Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Partei, Klaus Böger, findet, daß 330.000 Mark ein »stolzes Gehalt für die vorgelegten Qualifikationen« seien. Er will sich jedoch vor einer endgültigen Bewertung erstmal ein eigenes Bild von den Qualitäten Nawrockis machen. Für die Fraktionsvorsitzende der Grünen/Bündnis 90, Renate Künast, ist es »eine blanke Unverschämtheit, den Mann mit einem derartigen Salär auszustatten«. Noch im Januar soll sich der Hauptauschuß im Abgeordnetenhaus mit dem Vorgang befassen. Dieter Rulff