Stan und Ollie in vielen bunten Farben

Koloriert und restauriert: Slapstick-Traumpaar in Reihe auf SAT.1  ■ Von Herrn Dittmeyer

Am 18. Januar 1992 wäre der füllige Oliver Hardy 100 Jahre alt geworden. Vier Tage zuvor hat der Filmproduzent Hal Roach Geburtstag, ohne den Laurel & Hardy nie zum Paar geworden wären. Doppelter Anlaß also für SAT.1 zehn abendfüllende Tonfilme der beiden Erzkomödianten ins Programm zu nehmen, die leider, einer alten, genuin deutschen Unsitte folgend, noch immer als Dick und Doof annonciert werden. Entstanden sind die Kinowerke zwischen 1931 und 1940. Zu der Staffel gehören Opernbearbeitungen wie The Bohemian Girl ebenso wie zwerchfellerschütternde Genreparodien. A Chump at Oxford aus dem Jahr 1940 etwa persiflierte den zwei Jahre zuvor entstandenen, ungemein erfolgreichen Robert-Taylor-Film A Yank at Oxford.

Viele Kinokomödien des Duos waren hierzulande bislang nur zerstückelt zu sehen, verramscht vornehmlich in Kinder- oder Vorabendserien. SAT.1 dagegen zeigt restaurierte Fassungen der Filme, die zudem mittels Computertechnologie nachträglich koloriert wurden. Zum Vergleich gibt es in der nächtlichen Wiederholung jeweils die originale Schwarzweißfassung. Unter Cineasten ist die Einfärbung der ursprünglich graugestuften Filme höchst umstritten. Gemäß US-amerikanischer Gesetzgebung verlängert diese Art der Bearbeitung jedoch die Auswertungsrechte, und das ist einer der Gründe, warum blasse Gesichter neuerdings rosig werden. Bereits 1919 hatten Stan Laurel und Oliver Hardy für den Film Lucky Dog gemeinsam vor der Kamera gestanden, ohne daß dies private oder berufliche Folgen gehabt hätte. Erst vier Jahre später begegneten sich die beiden erneut. Stan hatte sich inzwischen für die Arbeit hinter der Kamera entschieden und war von Hal Roach als Autor und Regisseur angestellt worden. Er sollte unter anderem den Kurzfilm Get'em Young inszenieren. Oliver Hardy war für die Rolle eines Butlers vorgesehen, fiel jedoch kurzfristig aus, weil er sich beim Kochen den rechten Arm verbrüht hatte. Stan sprang für ihn ein, überließ die Regie einem Studienkollegen und war fortan wieder Schauspieler. In 45 Minutes from Hollywood hatten Laurel und Hardy eine 45 Sekunden dauernde gemeinsame Szene. Die brachte Hal Roach auf die Idee, aus dem spindeldürren Laurel und dem 284 Pfund schweren Hardy ein Team zu machen. Der Erfolg bestätigte seine Überlegung.

Nach und nach entwickelten die beiden jene Charaktere, die, außer in den ersten gemeinsamen Filmen, ihre eigenen Namen trugen und förmlich zum — gesetzlich geschützten! — Markenzeichen geworden sind, wie sonst nur die Tramp-Figur des Kollegen Charlie Chaplin. Vom zeitgenössischen Publikum durchaus zur Kenntnis genommen, ist der schottische Komiker Jimmy Finlayson dagegen heute ein wenig in Vergessenheit geraten. Er war zuvor schon gelegentlich Laurels Partner gewesen und gehörte als verschlagener Widersacher zum Personal vieler Laurel & Hardy-Filme. Der kreative Teil des Duos war unbestritten Stan Laurel. Der als unbedarftes Dummerle höchst überzeugende Schauspieler schrieb Szenen, erarbeitete Slapstickgags, führte hin und wieder Regie und erledigte sogar Schnittarbeiten, etwa wenn Probevorführungen ergeben hatten, daß zwischen zwei Gags noch eine Lachpause eingefügt werden mußte. Derweil widmete sich sein Partner vorzugsweise dem Golfspiel. Konkurrenz und Eifersucht gab es deswegen nicht zwischen den beiden, die sich in vielfacher Hinsicht perfekt ergänzten.

Wirklich reich geworden sich Laurel & Hardy nicht mit ihrer Arbeit, denn ihren Verträgen widmeten sie ungleich weniger Aufmerksamkeit und Sorgfalt als der Entwicklung komischer Szenen. Doch sie haben Unsterblichkeit erlangt und zählen zu den Großen des Kinos. In Zeichentrickfilmen und Cartoons wirkt das Traumpaar des Slapstick noch immer weiter; weltweit bemühen sich Fanclubs um sein Andenken. Der deutsche Ableger, der nach einem Film der beiden benannte „Two Tars Club“, ist erreichbar über Wolfgang Günther, Bismarckstr. 23, 5650 Solingen.

Sendetermine: Dick und Doof als Studenten (A Chump At Oxford), 5.1.92, 15.30 Uhr; Dick und Doof — Lange Leitung (Blockheads), 21.1.92, 20.15 Uhr; Dick und Doof auf hoher See (Saps at Sea), 26.1.92, 15.35 Uhr.

Angekündigt sind: Dick und Doof werden Papa; Dick und Doof — Die lieben Verwandten; Dick und Doof als Rekruten; Dick und Doof — Hinter Schloß und Riegel; Dick und Doof als Salontiroler.