Widerstand gegen Solarzellenfabrik

Umweltschützer befürchten Grundwasserverunreinigung durch Solarzellenfabrik auf dem alten WAA-Gelände  ■ Aus Nürnberg Bernd Siegler

Gegen die im Taxöldener Forst bei Wackersdorf geplante größte Solarzellenfabrik der Welt laufen Oberpfälzer Umweltschützer Sturm. Sie befürchten, daß die gemeinsam von Siemens und dem mehrheitlich dem Freistaat Bayern gehörenden Energieversorgungsunternehmen Bayernwerk AG errichtete Fabrik das größte Grundwasserreservoir Süddeutschlands, die „Bodenwöhrer Senke“, gefährdet. Schon im Frühjahr 1992 soll mit dem Bau der ersten Ausbaustufe der als besonders zukunftsträchtig gefeierten Anlage begonnen werden.

Nach dem endgültigen Aus für die Wiederaufarbeitungsanlage im Juni 1989 war der Vertrag über die Errichtung der Solarfabrik als erster großer Erfolg für die Vermarktung des brachliegenden Industriegeländes im Taxöldener Forst bezeichnet worden. Binnen kürzester Zeit war das 120 Hektar große Gebiet restlos an BMW und andere Firmen verkauft worden, über eine Milliarde Mark hatten Elektrizitätswirtschaft, Bund und Länder investiert.

Schon im Oktober 1989 kritisierte die Schwandorfer Anti-WAA-Bürgerinitiative die Planungen für das Gelände als „schlampig, besonders hinsichtlich des Grundwassers“. So fehlten Auflagen zum Schutz des Grundwasserreservoirs völlig, obwohl eine Reihe von Experten schon im Rahmen des WAA-Genehmigungsverfahrens immer wieder auf die Durchlässigkeit des Bodens unter dem Industriegelände hingewiesen hatten. Ende letzten Jahres erhielten dies die WAA-GegnerInnen nachträglich vom Wasserwirtschaftsamt in Amberg bestätigt. Der Vorschlag, das Industriegelände als Standort für eine Mülldeponie ins Auge zu fassen, wurde mit Verweis auf die mangelnde Dichtigkeit des Untergrunds zurückgewiesen. Der Arbeitskreis „Gesundes Trinkwasser in der Oberpfalz“ befürchtet nun, daß die Fertigung von sogenannten Dünnschicht- Solarzellen das Grundwasser erheblich mit chlorierten Kohlenwasserstoffen verunreinigen werde. Arbeitskreis-Sprecher Werner Konias aus Regensburg wies bei einem ersten Waldspaziergang der Solarzellenfabrik-Gegner Mitte Dezember darauf hin, daß die Produktion von Dünnschicht-Solarzellen einen umfangreichen Einsatz von Lösungsmitteln erfordere. „Diese chlorierten Kohlenwasserstoffe durchdringen selbst dickste Betonböden und bauen sich im Grundwasser nicht ab“, mahnte Konias. Er hält es für einen politischen Skandal, daß die Genehmigung der Fabrik ohne Bürgerbeteiligung erfolge und zusätzlich zu den für die WAA gerodeten 120 Hektar Wald noch einmal 18 Hektar Bäume abgeholzt werden müßten.

Die Gemeinde Wackersdorf will von derartigen Einwänden nichts hören. Mit großzügiger staatlicher Unterstützung nennt sie ein modernes Industriegebiet ihr eigen, auf dem einmal bis zu 3.500 Arbeitsplätze entstehen sollen. „Das ist eine Entwicklung, die keiner von uns in seinen kühnsten Träumen vorausgeahnt hat“, gerät Bürgermeister Josef Ebner ins Schwärmen. Auch der wegen seiner WAA-Gegnerschaft zum Volkshelden avancierte SPD-Landrat Hanns Schuierer wirft den Gegnern der Solarzellenfabrik vor, sie würden seit Jahren nach Auswegen aus der Kernenergie schreien, echte Alternativen dazu aber abblocken. Daß von den ursprünglich für die erste Entwicklungsstufe der Solarzellenfabrik versprochenen 400 Arbeitsplätzen bei einem Investitionsvolumen von 100 Millionen DM jetzt 200 Arbeitsplätze für 200 Millionen DM herausspringen, davon redet man im „Wackersdorfer Goldrausch“ schon längst nicht mehr.